Rund 1000 Kinder und Jugendliche verbringen eine tolle Woche im Zeltlager in Handeloh

Handeloh. Um sechs Uhr morgens reißt laute Musik aus dem Lautsprecher die 1000 Kinder und Jugendlichen aus dem Schlaf. Erstes Wecken, heißt das im Lagerjargon. "Das gehört im Zeltlager dazu", sagt Jule (13). Eigentlich wäre sie heute gerne etwas länger liegen geblieben. Aber für Müßiggang ist jetzt keine Zeit. Antreten, waschen, frühstücken, Sport - so machen Nachwuchsfeuerwehrleute Urlaub. Willkommen im Kreisjugendfeuerwehrzeltlager 2010 bei Handeloh, dem größten Jugendtreffen im Landkreis Harburg überhaupt.

1000 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren aus insgesamt 85 Jugendfeuerwehren und 350 bis 400 ehrenamtliche Betreuer campieren zurzeit auf einem sechseinhalb Hektar großen Feld bei Handeloh. Mit nur acht Schlafplätzen in ihrem Zelt haben sich die Mädchen der Jugendfeuerwehr Marxen vergleichsweise luxuriös eingerichtet. In den Nachbarzelten schlafen bis zu 15 Personen. Wie viel Komfort jemand hat, hängt von ihm selbst ab: Vom Bundeswehrbett bis zur Luftmatratze reicht das Schlafmobiliar. Zu viel Luxus gilt als uncool. "Die Betreuer haben sich extra Betten bei Ikea gekauft", sagen die Mädchen mit süffisantem Unterton.

Sport bestimmt den Tag im Camp. Jeden Tag von 9 bis 11.30 Uhr und dann noch einmal von 14 bis 17 Uhr messen sich die einzelnen Feuerwehrzüge in fünf verschieden Sportarten: Die Jungen und Mädchen spielen Fußball, Frisbee, Feldhockey, Agentenball, das ist eine Art Brennball, und Baseball.

Wer Lagerfreizeit hat, kann in der "Spielefabrik" von einem zwölf Meter hohen Turm an einer 40 Meter langen Seilbahn herunterstürzen oder an einer Kletterwand kraxeln. Insgesamt 20 Helfer achten hier in Schichten auf die Sicherheit. Die Bespaßung geht abends weiter: Karaoke, die Wahl des "Mr. Und Miss Zeltlager", Disco - jeden Abend etwas anderes.

Eine eigene Lagerzeitung berichtet täglich von dem neuesten Klatsch. Das Boulevardblatt mit dem Namen "Zelt" nimmt dabei kein Blatt vor dem Mund: "Wer hat das erlaubt?" titelt die Redaktion und zeigt ein windschief aufgebautes Zelt. Auch die Platzprobleme bei den Damenduschen sind ein Thema.

Die jungen Camper haben auch Pflichten. Nach der Mahlzeit waschen sie ihr Geschirr selbst ab. "Nicht wenige machen das zum ersten Mal", sagt Kreisjugendfeuerwehrwart Detlef Schröder. Manche Eltern würden sich wundern, sollten sie ihre Sprösslinge so bei der Hausarbeit sehen. Am Lagereingang Wache zu schieben, gehört auch den Aufgaben der jungen Feuerwehrleute. Sie führen Listen, wer das Lager betritt oder verlässt.

Nur 70 Euro kostet die Vollbespaßung an acht Tagen. Im Preis inbegriffen ist eine Vollverpflegung. Jeden Tag produziert die Freiwillige Feuerwehr Klecken 1600 Portionen Tee. "Saftsäcke" werden die Kleckener Durstlöscher liebevoll genannt. Den ganzen Tag über dürfen sich die Camper am Obstbüfett bedienen. Aufgetischt wird reichlich: Wassermelone, Kiwis, Birnen, Äpfel. Aprikosen, Weintrauben. Zu Mittag steht Schweinenackensteak, Hühnerfrikassee oder Putengeschnetzeltes "asiatisch" auf dem Speiseplan.

Der mehr symbolische 70-Euro-Beitrag ist längst nicht kostendeckend. "Wir können das anbieten, weil alle Betreuer das ehrenamtlich machen. Wir kriegen kein Geld dafür", sagt Detlef Schröder. Allein 22 000 Euro kosten die Toiletten und Waschkabinen für die acht Tage. Alle zwei Jahre gibt es ein Kreisjugendfeuerwehrlager. Detlef Schröder: "Wir fangen jetzt schon mit der Planung an."