Erinnern Sie sich an diese Sätze aus Ihrer Kindheit? “Ein Löffel für Papa. Ein Löffel für Mama. Ein Löffel für dich, damit du groß und stark wirst.“

Bei diesem Löffeln ging es um Spinat. Kinder wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts auf diese Art zum Verzehr des Gemüses ermutigt, weil es sehr gesund sein sollte. In jener Zeit erforschte nämlich der Physiologe Gustav von Bunge den Eisenanteil des Spinats. Beim Notieren des Eisenanteils soll sich irgendjemand um eine Kommastelle verschrieben haben. Aus tatsächlichen 3,6 Milligramm Eisen pro 100 Gramm Spinat wurden 36 Milligramm. Erst 1983 wurde der Fehler erkannt. So groß und stark sind wir also durch Spinat nicht geworden. Es war nur ein Flüchtigkeitsfehler.

20 Jahre später erfuhren wir: Knoblauch senkt nicht das Cholesterin im Blut, wie zuvor angenommen. Obgleich uns unser Atem danach oft einsam macht, genießen wir zahlreiche leckere Gerichte mit Knoblauch. Aber inzwischen nicht mehr im beruhigenden Bewusstsein, dass wir etwas für unsere Gesundheit tun. Denn auch das war nur ein Flüchtigkeitsfehler.

Lange hieß es, Kaffee entzieht dem Körper Flüssigkeit. Es ist nicht lange her, dass Studien dies für unwahr erklärten. Und wie sieht es mit dem Wirkstoff Resveratrol im Rotwein aus, der unser Herz langsamer altern lässt? Wie groß ist wohl der Anteil der Irrtümer an unserem Wissen? Funktioniert unsere Welt auf der Basis einiger Flüchtigkeitsfehler? "Mit dem Wissen wächst der Zweifel", schrieb Johann Wolfgang von Goethe in seinen "Maximen und Reflexionen". Darauf ein Glas für Goethe.