Der beste und einzige Schutz gegen das Auftreten der Erkrankung Kinderlähmung (Polio) ist die Impfung. Doch nach Einschätzung von Friederike Raithel, Leiterin des Gesundheitsamtes in Lüneburg, erfolgt diese Präventionsmaßnahme nur unzureichend.

Lüneburg. "Viele Kinder erhalten zwar den ersten Teil der Impfung im Rahmen der empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen. Doch dann wird die erforderliche Auffrischung vergessen."

Der Landkreis bietet allen Sechstklässlern eine freiwillige Überprüfung der Impfausweise an. Im vergangenen Jahr kontrollierte die Behörde 55 Prozent aller Impfausweise. Das Ergebnis: Über einen vollständigen Impfschutz gegen Polio verfügte nur rund die Hälfte. Für alle anderen Kinder empfiehlt Raithel eine Auffrischung: "Die zweite Impfung kann bis zum Ende des 17. Lebensjahrs nachgeholt werden." Zwar gilt Deutschland aktuell als poliofreies Gebiet. Doch die Niedersächsische Gesellschaft für Impfwesen und Infektionsschutz (NGI) befürchtet, dass ein Rückimport immer möglich ist, solange es weltweit noch Herde mit Kinderlähmung gibt. Im Frühjahr 2010 kam es nach Angaben der NGI zu einer massiven Kinderlähmungsepidemie mit mehr als 650 Erkrankten in Tadschikistan, das zur Region Europa der Weltgesundheitsorganisation zählt.

Das sei kein Grund für eine Katastrophenstimmung, sagt Friederike Raithel. Trotzdem rät sie: "Impfpässe zu kontrollieren und fehlende Impfungen nachholen zu lassen." Das gilt genauso für Erwachsene; auch sie können sich mit dem Poliovirus infizieren. Wer sicher gehen will, kann sich bei seinem Hausarzt beraten lassen.