Das Forum Verkehrssicherheit ruft motorisierte Ruheständler zur Teilnahme an Gesundheits-Check und Übungen auf.

Rothenburgsort. Menschen werden immer älter. So steigt auch die Zahl der immer älter werdenden Autofahrer. Die Generation "80 Plus" kann im Straßenverkehr häufig noch gut mithalten, wenn durch regelmäßiges Fahren Routine vorhanden ist. Aber: Wer nur etwa 3000 Kilometer im Jahr fährt und wenig Routine hat, erhöht für sich und andere das Unfallrisiko. Hans-Jürgen Vogt, Geschäftsführer der Verkehrswacht Hamburg in Rothenburgsort: "Auswertungen von Unfallstatistiken liefern dazu ganz eindeutige Ergebnisse".

Hamburg hat unter Leitung der Verkehrswacht als erstes Bundesland ein Vorbeugeprogramm aufgelegt, das sich an alle Menschen wendet, die in den Ruhestand treten. "Einfach mobil bleiben", lautet der Titel des Programms, das viele Trainings- und Testmöglichkeiten bietet. Dabei ist ganz wichtig: Wer einen Test nicht besteht, muss sich keine Sorgen machen, den Führerschein zu verlieren.

Jeder wird bei Teilnahme am Programm viel Neues erfahren

Vogt: "Jeder ältere Mensch ist in Sorge, nicht mehr Autofahren zu dürfen, weil Hören, Sehen und Reaktionsvermögen nachgelassen haben oder auch sonstige gesundheitliche Einschränkungen vorliegen. Wir wollen die Sorge nehmen und genau das Gegenteil bewirken. Jeder soll fit sein und so lange wie möglich selbstbestimmt am Straßenverkehr teilnehmen, egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Jeder wird bei Teilnahme am Programm viel Neues erfahren und letztlich auch seine eigene Leistungsfähigkeit besser einschätzen können."

Zum Programmangebot gibt es Informationen bei dem in der Innenbehörde angesiedelten "Forum Verkehrssicherheit Hamburg" ( www.hamburg.de/verkehrssicherheit ). Telefon 040/428 39 2050, Montag bis Freitag, 9 bis 15 Uhr. Angeboten wird für Einzelteilnehmer oder Gruppen unter anderem ein Kursus "Was gibt es Neues im Straßenverkehr?" oder "Panne...und was nun?" oder "Machen Sie den Verkehrs-Fitness-Check" oder "Wie fit bin ich?". Die Hamburger Hochbahn und der Hamburger Verkehrsverbund lassen Teilnehmer auf einem Betriebsplatz unter Anleitung sogar selbst einen Bus lenken. Die Verkehrswacht Hamburg bietet auf ihrem Verkehrsübungsgelände an der Großmannstraße 210 beispielsweise die Kurse "Neue Technik im Auto" oder auch "Richtig bremsen - leicht gemacht." Für die meisten Kurse ist eine Gebühr zu bezahlen.

Dem Forum gehören neben der Verkehrswacht auch TÜV und Dekra an, der Landesbetrieb Verkehr, der Hamburger Verkehrsverbund, der Fahrlehrerverband Hamburg und nicht zuletzt die Polizei. Die Polizei bietet kostenlose Gruppenkurse "Gesund und fit mit dem Rad - Theorie und Praxis" oder auch "Zu Fuß unterwegs - so geht es sicher."

Hans-Jürgen Vogt, 59: "Auch ich bin im Alter bereits fortgeschritten. Und ich habe mich bei der Organisation des Programms auch freiwillig der medizinisch-psychologischen Untersuchung, der MPU, unterzogen. Es ist schon interessant zu erkennen, wo die eigenen Grenzen liegen." Die MPU ist ansonsten für alle Autofahrer vorgeschrieben, die durch grobes Fehlverhalten im Verkehr aufgefallen sind.

Das Vorbeugeprogramm "Einfach mobil bleiben" will Zeichen setzen, damit ältere Menschen nicht durch Fehlverhalten im Verkehr auffallen oder gar schwere Verkehrsunfälle verursachen und auf diese Weise zwangsläufig die Lizenz zum Fahren verlieren. Vogt: "In der Schweiz gilt dagegen schon die Regel, dass Autofahrer ab 70 Jahre alle zwei Jahre ihre Fahrtauglichkeit untersuchen lassen müssen. Wir hoffen, dass wir mit unserem Programm besser fahren."

Auch jüngere Senioren sind zunehmend an Verkehrsunfällen beteiligt

Fahranfänger bis 25 Jahre führten lange Zeit die Unfallstatistiken an. Vogt: "Inzwischen sind die wenig routinierten Fahrer der Generation 80 Plus bereits ebenso häufig in Unfälle verwickelt." Aber auch jüngere Senioren sind in Hamburg zunehmend an Verkehrsunfällen beteiligt. Vor zwei Jahren waren es 9397 und vor einem Jahr 9621 - ein Anstieg um 2,4 Prozent. Und am 15. Mai dieses Jahres fuhr der Renault-Fahrer Günter S. , 73, vor dem Hauptbahnhof rückwärts auf den Gehweg, weil er vermutlich Bremse und Gas verwechselte, tötete dabei den vierjährigen Joel und verletzte dessen Mutter und deren Bruder schwer.

Vogt: "Unser Training kann helfen, auch in schwierigen Verkehrssituationen hinterm Steuer die Ruhe zu bewahren und solche Fahrfehler zu vermeiden."