Die Internationale Gartenschau will auf ihrem Gelände naturbelassene Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen

Wilhelmsburg. Die Internationale Gartenschau (igs 2013) hat auf dem Wilhelmsburger Gartenschaugelände in den vergangenen zwei Jahren 1500 ausgleichspflichtige Bäume - mit einem Stammdurchmesser von mehr als 25 Zentimetern in Brusthöhe - fällen lassen. Insgesamt fielen 1750 Bäume den Motorsägen zum Opfer. Das teilte der igs-Geschäftsführer und niedersächsische Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Heiner Baumgarten, am Montag bei einer Präsentation eines "Ausgleichs- und Naturschutzkonzeptes für das Gartenschaugelände" mit. Nach Angaben des Landesgeschäftsführers des BUND Hamburg, Manfred Braasch, sind damit "500 Anträge für Baumfällungen zurückgenommen worden".

Rund 1900 Bäume will die igs neu pflanzen: 1000 auf dem Gartenschaugelände und 900 auf einer Brachfläche im Wilhelmsburger Osten - südlich des Stillhorner Weges. Mit den Ersatzpflanzungen im Wilhelmsburger Osten beginnt die igs in diesem Herbst.

Eine im Frühjahr geplante Pflanzaktion verschob die igs, da der Kiebitz auf der Fläche brütete. Die Pflanzungskosten für den ersten von drei Teilbereichen kosten nach Informationen der Harburger Rundschau 124 000 Euro. Der Hamburger BUND kritisierte, dass gefällte Bäume bis zu einem Stammdurchmesser von 69 Zentimeter - das entspricht einem Baumumfang von über zwei Metern - nur im Verhältnis von eins zu eins ausgeglichen werden. "Wir fordern eine Ausgleich von drei zu eins", sagte Manfred Braasch.

"Wir schonen die wertvollsten Naturbereiche auf dem Gartenschaugelände, planen um sensible Flächen herum und können dennoch auf Eingriffe in Natur und Landschaft nicht verzichten", sagte Heiner Baumgarten. Dennoch: Auch ein gesetzlich geschützter Sumpfwald - ein Biotop - südlich der Neuenfelder Straße könnte durch Sichtachsen für die Internationale Bauausstellung (IBA) zerstört werden. Dafür soll im Wilhelmsburger Osten ein 1,3 Hektar großer Sumpfwald entstehen.

Weil auf dem igs-Gelände auch viele Gebäude und Wege gebaut werden, sollen südlich des Siedenfelder Weges in Kirchdorf 22 Hektar Feuchtgrünland geschaffen werden. Die igs hofft, dass sich hier "ein Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten entwickelt". Drei Stauwehre werden neu gebaut und Gräben ausgehoben - der Wasserstand soll um 15 Zentimeter auf Normalnull steigen.

Die Naturschutzverbände BUND und Naturschutzbund Deutschland (NABU) waren von der igs in die Planungen zum "Ausgleichs- und Naturschutzkonzept" eingebunden worden. "Nun stimmt die Richtung wieder, aber es bleibt völlig unverständlich, warum man eine igs in der Umwelthauptstadt Hamburg aus Naturschutzsicht noch zum Jagen tragen musste", sagte BUND-Mann Manfred Braasch.

Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg, sagte, "die Gartenschau ist auf eine guten Weg, aber noch nicht am Ziel. Uns fehlen noch Pflanzlisten, Zeit-, Ausführungs- und Finanzierungsplanungen". Der NABU-Chef machte sich Sorgen um "ökologisch wertvolle Flächen, die vom Parkplatzausbau an der Dratelnstraße gefährdet sind". Der geplante Kanukanal müsse ebenfalls "naturschutzfreundlicher" werden. "Lebensraumvielfalt, ein wenig Mut zur Wildnis, Bäume, Büsche und Pflanzen, die Insekten Nahrung und Lebensraum bieten, gehören zu einer Gartenschau der Zukunft."

Die igs verspricht indes, "die wertvollsten und störungsempfindlichsten Bereiche" der Gewässerbiotope Rathausteich, Kükenbrack, Mahlbusen und Kuckucksteich "nicht zu beeinträchtigen". Gewässer sollen entschlammt, Uferbereiche abgeflacht und Röhrichtbestände und Kleingewässer angelegt werden.