Als Verkehrsteilnehmer ist man nie vor Überraschungen sicher, nicht einmal auf dem Fahrrad.

Da strampele ich doch keuchend eine Steigung hinauf, und plötzlich überholt mich ein Postbote mit seinem voll bepacktem Fahrrad, er schießt richtig an mir vorbei. Des Rätsels Lösung: Die Post hat zahlreiche Zusteller mit "Pedelecs" ausgestattet, bei denen ein kleiner Elektromotor jede Pedalumdrehung mit rund 300 Watt unterstützt.

Auch sonst sieht man diese Rückenwind-Fahrräder immer häufiger, vor allem ältere Radler fahren damit der jungen nicht motorisierten Konkurrenz auf und davon. In mir streiten sich jetzt der innere Faulpelz und der sportliche Ehrgeiz. "Kauf dir doch auch ein Pedelec, Schluss mit der Schinderei am Berg", säuselt der Faulpelz. "Kommt nicht in Frage, so lange du die Steigungen noch so hinauf kommst, hast du diese Senioren-Schaukel nicht nötig", kontert der Ehrgeiz. "Unsinn, in deinem Alter darf man es sich leichter machen, und wenn du deinen sportlichen Tag hast, kannst du den Elektro-Antrieb doch abschalten", will mich der Faulpelz verführen.

Aber ich kenne ihn, den Faulpelz, der wird den eingebauten Rückenwind niemals abschalten. Also hat der sportliche Ehrgeiz gesiegt. Aber für wie lange? Man ist ja nicht mehr der Jüngste, und Ehrgeiz kann ziemlich anstrengend sein. Gestern bin ich in einem Fahrradladen lange um ein Pedelec herum gestrichen, habe auf die Frage nach einer Beratung dankend den Kopf geschüttelt (dieses Mal noch) und bin dann seufzend weitergefahren, dieses Mal noch ohne Elektro-Anschub.