Mit einem Aktionstag wollen alle Sprachheilkindergärten im Landkreis auf ihre Arbeit aufmerksam machen und Eltern informieren.

Buchholz. Häufig sind es Konsonanten wie das G, K oder R, die Probleme machen. Die Worte kommen manchen Kindern nicht über die Lippen, bleiben förmlich im Halse stecken und können einfach nicht raus. "Im Kopf wissen sie genau, was sie sagen wollen, aber die Aussprache ist das Problem", sagt Michael Steiner, Leiter des Sprachheilkindergartens der Lebenshilfe in Buchholz. Am kommenden Wochenende veranstaltet die Einrichtung, die sich im Verbund mit dem benachbarten Buchholzer Kindergarten (Buki) "Kindergärten am Königsgrund" nennt, ein Sommerfest zum Tag des Sprechens.

Mit diesem Tag wollen alle Sprachheilkindergärten in Niedersachen auf ihre Arbeit aufmerksam machen und Eltern zugleich wichtige Informationen geben, wie sie ihr Kind fördern können. Denn größtenteils sind es die Eltern, die sich beim Sprachheilkindergarten melden. Nur ganz selten würden Ärzte aktiv werden müssen, sagt Buki-Leiterin Anette Berger.

+++ Einrichtungen in Buchholz und in Winsen laden ein +++

Im Regelfall stellt der Kindergarten nach dem Anruf der Eltern den Kontakt zum Gesundheitsamt in Winsen her. Dort überprüft eine Sprachheilbeauftragte im doppelten Sinne an bestimmten Sprechtagen, ob das Kind einen besonderen Förderbedarf hat und überweist es gegebenenfalls an den Sprachheilkindergarten. Etwa 2200 Euro fallen für einen Platz in dieser Spezialeinrichtung an, die Kosten werden jedoch vom Landkreis getragen. Auf die Eltern entfällt lediglich eine Beteiligung von 35 Euro.

Bei so viel Geld wundert es nicht, wenn Anette Berger berichtet, dass das Gesundheitsamt immer häufiger die Förderung von Kindern ablehnt. "Sicherlich ist es eine Einschätzungssache, ob ein Kind tatsächlich Bedarf hat", sagt sie. Jeder bewerte die Kriterien, anhand derer man ein Urteil fälle, schließlich anders. Fakt sei aber auch, dass es heutzutage weitaus mehr Anfragen als früher gebe.

Aus Sicht der Leiterin kann das zwei Gründe haben. "Entweder nehmen wir das Problem heutzutage nur stärker wahr oder es gibt wirklich mehr Bedarf." Einerseits sei es durchaus möglich, dass Eltern oder Ärzte noch vor 20 oder 30 Jahren eher gesagt hätten, dass sich die Sprachschwierigkeiten sicherlich noch herauswachsen würden. Und wenn es dann doch nicht der Fall war, hatte das Kind sozusagen Pech gehabt. Andererseits habe aber auch der Fernsehkonsum in den vergangenen 20 Jahren noch einmal stark zugenommen, ergänzt Steiner. Die fehlende Sprachpraxis und Interaktion mit den Eltern könnte also auch eine Ursache für Schwierigkeiten sein.

Bei den Kindern in den zwei Sprachheilgruppen des Lebenshilfe-Kindergartens - in den vier anderen Gruppen sind Kinder, die heilpädagogische Betreuung benötigen -, sowie in den zwei Integrationsgruppen des Buki gibt es jedenfalls die unterschiedlichsten Gründe für die Sprachprobleme. Bei manchen Kindern sei es die Aussprache, bei anderen die Grammatik, und wieder andere hätten einfach eine schlaffe Mundmotorik, erklärt Anette Berger. Wenn die Körperspannung generell nicht so hoch sei, komme es eben auch bei der Aussprache zu Schwierigkeiten.

"Wichtig ist, dass die Eltern ihre Kinder nicht korrigieren, sondern sie einfach sprechen lassen", sagt sie. Vielmehr sollten sie das eben Gesagte korrekt wiederholen und die Kinder so auf die richtige Spur bringen. "Ansonsten sind sie schnell verunsichert und hören im Zweifelsfall ganz auf zu sprechen." Der Ansatz in der Sprachtherapie sei deshalb, spielerisch vorzugehen. Das bestätigt auch ein Blick in die Gruppe von Christina Baumann. Die Sprachtherapeutin spielt mit Namita, Laurin, Ben und Kenneth eine Art Fühl- und Benenn-Spiel, bei dem die Kinder in einen Sack voller unterschiedlich geformter Plättchen greifen und die Motive ertasten und benennen müssen. "Es geht einfach um alle Sinne."

Das ist auch einer der Gründe, warum sich ein Sprachheilkindergarten nach außen hin kaum von einer klassischen Einrichtung unterscheidet. Die Kinder spielen auf dem großen Hof, klettern und springen umher. Dazu passt nicht zuletzt das Motto der Veranstaltung am Wochenende: Sprache bewegt.