Fantasy-Autorin Kristina Lohfeldt aus Heimfeld setzt in ihrem bissigen Debüt-Roman “Too Bad to be God“ auf die Renaissance der Götter.

Harburg. Trotz der Vampirschwemme in der Literatur, in Kinofilmen und Fernsehserien ist die Nachfrage nach Büchern aus dem Bereich Fantasy und Science Fiction im Zeitraum April 2011 bis März 2012 gesunken. Auch der Boom von Schattenkreaturen wie Gestaltwandlern und der neueste Trend der fantastischen Literatur aus den USA, Engel, haben die Entwicklung nicht aufhalten können. Laut einer Erhebung von media control im Auftrag des "Börsenblatts" erzielte die Warengruppe Fantasy und Science Fiction im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzminus von 7,4 Prozent. Als Gründe gelten Überproduktion und zu viele ähnliche Stoffe.

Möglicherweise zeigt eine Fantasy-Autorin aus dem Harburger Stadtteil Heimfeld der Branche den Pfad zu neuen Höhensphären. Kristina Lohfeldt hat auf das bisherige Erfolgsmodell ihrer Zunft verzichtet und pubertierenden Teeny-Vampiren und Mittelalter-Schwertkämpfern resolut das Visum in ihre fantastische Welt verweigert. Stattdessen setzt die 39 Jahre alte Literaturwissenschaftlerin, frühere Werbetexterin und Wellensittichhalterin in ihrem Debütroman "Too Bad to be God" auf die ältesten Helden der Branche: Götter. Der Vorwurf zu vieler ähnlicher Stoffe tropft an Kristina Lohfeldt also ab wie ein Fettspritzer an der Teflonpfanne.

+++ Fantasy-Bestseller +++

Der Roman "Too Bad to be God", eigentlich eine zusammenhängende Kurzgeschichtensammlung, ist Wiedergeburt und Götterdämmerung zugleich. Kristina Lohfeldt lässt die höheren Entitäten literarisch eine Renaissance erleben, deckt aber auch gnadenlos ihre allzu menschlichen Schwächen auf. Einen letzten Ausweg auf den Olymp lässt sich die überzeugte Atheistin doch offen: Das Ansehen bekannter oder vergessener Gottheiten, schreibt sie in ihrem Nachwort, sollte in keinem Fall beschädigt werden. So rückversichert sich die Autorin, nicht doch als Kakerlake wiedergeboren zu werden.

Kristina Lohfeldt beschreibt zehn Kurse an der Gotthochschule in Dingenskirchen. Hier bilden sich höhere Wesen fort. "Götter brauchen Marketing", erklärt die Autorin, die früher selbst Werbetexte für das Manager Magazin schrieb, "damit ihnen die Menschen nicht abspringen." Und so gehen drei Kriegsgötter im "Park Paraiso" die Konkurrenz studieren: den Frieden. Dumm nur, dass die Reiseleiterin den drei Raubeinen zunächst ein gruppendynamisches Kuscheln verordnet und ihnen anschließend lästige Kleingärtner in die Parade fahren. Der Exkursion endet schließlich in einer Massenschlägerei.

Schnell wird klar, dass es sich bei "Too Bad to be God" um keinen klassischen Fantasy-Roman handelt, der in einer fiktiven Welt spielt. Kristina Lohfeldt parodiert Themen unseres alltäglichen Lebens wie Politik oder Religion. So sieht die Literaturwissenschaftlerin, die im Fernstudium ihre Magisterarbeit über den Fantasy-Übervater J.R.R. Tolkien verfasst hat, ihre Zielgruppe bei Menschen mit Lebenserfahrung, die Spaß am Philosophieren haben.

Wenn Präsident Achibinschosatt an der Gotthochschule einen Konfrontationskurs mit der heiligen Zigarre, Per' Shing, belegt, ist die Ähnlichkeit mit dem iranischen Präsidenten ausdrücklich erwünscht. Der Roman ist mindestens so viel Satire wie Fantasy.

Stilistisch ist Kristina Lohfeldts Roman eine Reminiszenz an einen ihrer Lieblingsautoren, Sir Terry Pratchett (Scheibenwelten-Romane). Der Brite gilt als Meister der humoristischen Fantasy und als Wortkünstler. Die Wahl-Heimfelderin, aufgewachsen in Harsefeld, macht sich selbst einen Spaß daraus, Wortspiele zu erfinden. "Mytholügereien" ist so ein schönes in ihrem Roman. An Pratchett erinnern auch die Fußnoten, in denen Kristina Lohfeldt noch einiges Bärbeißiges versteckt. Der englischsprachige Buchtitel, die Geschichten sind komplett in deutscher Sprache, könnte also auch als Ehrerbietung an Pratchett gedacht sein. Ist er aber nicht: "Die deutsche Übersetzung wäre zu sperrig gewesen. Englisch klingt er einfach gut", erklärt die Autorin, "und deshalb haben wir den Titel so belassen." Die deutsche Alternative wäre übrigens "Ogottogott" gewesen.

Kristina Lohfeldt: "Too Bad to be God", Scratch Verlag, Hamburg 2012, 353 Seiten, 10,95 Euro.