Senatskommission stellt Sicherheit in den Vordergrund und gibt grünes Licht für Kahlschlag

Neugraben. Um sicher zu sein, dass keine Munition und sonstige Kampfmittel oder auch Bombenblindgänger im Erdboden stecken, soll das gesamte, gut 55 Hektar große Gelände der ehemaligen Röttiger Kaserne, südlich der Cuxhavener Straße in Fischbek komplett umgegraben werden. Zu dem Zweck sollen alle 2100 Bäume auf dem vor acht Jahren von der Bundeswehr aufgegebenen Gelände gefällt werden. Als Eigentümer des Geländes verfolgt die Finanzbehörde dieses drastische Ziel, um für künftige Wohnbebauung die Grundstücke mit gutem Gewissen an Bauherren verkaufen zu können. Gestern entschied die Senatskommission "Stadtentwicklung" die von der Finanzbehörde gewünschte Kompletträumung des Geländes.

In Politik und Verwaltung des Bezirks Harburg ist zuvor für den Erhalt der Bäume gestritten worden. Nach Kampfmitteln sollte demnach nur das von Kasernenbauten bereits weitgehend geräumte und für neue Wohnbebauung vorgesehene Gelände abgesucht werden. 40 Hektar des Geländes gelten bereits als baumfrei. Für den Abriss der Kasernenbauten waren während der vergangenen Monate bereits 600 Bäume gefällt worden. Bei den bisherigen Abriss- und Baggerarbeiten - unter mehreren Kellergeschossen befanden sich Bunkeranlagen - waren keine Kampfmittel gefunden worden.

Vertreter der Finanzbehörde, der für Kampfmittelräumung zuständigen Feuerwehr und der für die Organisation des Kasernenabbruchs zuständigen Sprinkenhof AG waren mit Vertretern des Stadtplanungsausschusses und der Verwaltung zu einem Ortstermin auf dem Kasernengelände zusammengekommen. Karl-Heinz Alpheus, Abteilung Landschaftsplanung/Bezirksamt, kämpft um den Erhalt jedes einzelnen Baums. Baudezernent Jörg Heinrich Penner sagt, dass es ausreichend sei, das baumlose 40 Hektar große Gelände zu untersuchen, wo auch gebaut werden soll. Penner: "Wenn dort bei den Untersuchungen Kampfmittel gefunden werden sollten, müssten wir mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn dann nicht auch für die Untersuchung des gesamten Geländes wären."

Helga Nikodem von der Finanzbehörde: "770 Familien sollen hier in Zukunft ein sicheres Zuhause haben." Werner Thon, Feuerwehr Hamburg: "Bei Untersuchungen des Geländes der Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld sind von November 2011 bis Mai 2012 bereits 60 Kampfmittel ausgegraben worden, davon 13 am früheren Standort von Bäumen." Er erinnerte auch an das Bauprojekt Jahnhöhe in Harburg, wo nur im Bereich der Neubebauung sondiert worden war und vergangenes Jahr bei Aufgrabungen neben einem bereits fertiggestellten Neubau eine Fliegerbombe entdeckt wurde und entschärft werden musste.