Der EM-Spielführer von Matthias Popien

Es gibt in unser Sprachwelt nur drei Dinge, die wir als lupenrein bezeichnen dürfen: Diamanten, Demokraten und Hattricks. Die Ursachen hierfür sind weitgehend unerforscht. Gewiss, Diamantenexperten legen ihre Steine unter die Lupe, und wenn dann keine Verunreinigungen, keine Einschlüsse erkennbar sind, dann sind sie lupenrein. Solche Steine sind selten, das ist bekannt. Hattricks auch. Das verbindet. Aber lupenreine Demokraten? Wenn die in einer Demokratie selten wären, wäre es keine Demokratie mehr.

Wenn lupenreine Hattricks im Fußball häufig wären, wäre es wahrscheinlich kein Fußball mehr. Der lupenreine Hattrick ist so selten wie Angela Merkel im Kleid. Die Regeln sind streng: Drei Tore müssen fallen, sie müssen vom selben Spieler geschossen werden, sie müssen in einer Halbzeit erzielt werden, und zwischen diesen drei Toren darf kein anderer Spieler Tore fabrizieren. Bei den Diamanten verhindern die Einschlüsse die Lupenreinheit, die Einschüsse anderer Spieler verhindern sie beim Hattrick.

Europameisterschaften sind kein guter Nährboden für Hattricks. Die Mannschaften spielen auf einem zu hohen Niveau. Hattricks sind hehre Momente eines Superstürmers. Sie sind nicht nur unter der Lupe, sondern selbst unter dem Elektronenrastermikroskop schwer zu finden. Hoffen wir, dass wir das niemals über Demokraten sagen müssen.

Praxistipp: Ihr Mann schafft es, dreimal hintereinander bei Gelb über Ampeln zu fahren, ohne zwischendurch eine grüne Ampel zu passieren. Sagen Sie: "Das war ein lupenreiner Hattrick."

An jedem EM-Spieltag erklären wir Ihnen die eigenwilligen Regeln der Fußballsprache und sagen, wie Sie das Erlernte anwenden können