Kinder des Löwenhauses tragen mit einer Kunstaktion zur Aufwertung des Phoenix-Viertels bei. Das Sozialprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes ist aus dem Quartier nicht mehr wegzudenken

Harburg. Das Phoenix-Viertel ist neuerdings um einige außergewöhnliche Farbtupfer reicher. Wer die Kalischerstraße passiert, der wird an den Bäumen dort nicht nur aufkeimendes Grün entdecken können, auch überdimensionierte Mobiles. Es sind echte Hingucker, die das Ambiente des Quartiers auf ihre Weise beleben.

Kreiert haben die kleinen Kunstwerke Kinder des Löwenhauses, eines Sozialprojekts des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). "Von der Eißendorfer Revierförsterei haben wir uns Baumscheiben aus Fichte besorgt, die dann von den Kindern bemalt wurden", berichtet Kai Hopkins, der Leiter des Löwenhauses. Mit Pinsel und Farben seien die Holzscheiben fantasievoll in bunte Open-Air-Deko verwandelt worden.

Die Motive spiegeln viel von dem wieder, was die Löwenhaus-Kinder beschäftigt und bewegt. So hat sich Lydia (alle Namen der Kinder verändert, die Red.) für eine große Eule auf einem dicken Ast entschieden, Klara für einen Schwarm bunter Fische. Besonders gern wurden natürlich auch Blumen und Blüten gemalt. Und Fußballfan Jonas gab mit der HSV-Raute zu erkennen, dass sein Herz ganz klar am Bundesliga-Dino hängt.

"Ziel war es, die Werke unserer Kinder in den Stadtteil zu tragen", sagt Hopkins. Die Aktion sei Teil einer Initiative, um das Quartier sauberer und schöner zu machen. Die Idee kommt an: Schon gibt es Anfragen von vier Hausbesitzern, die große Flächen in den Innenhöfen ihrer Immobilien von den Löwenhaus-Kids verziert haben wollen - mit Wandmalereien und sogar Mosaiken. "Die Aufträge sind so umfänglich, dass unsere kleinen Künstler im Prinzip schon jetzt bis Ende 2013 ausgebucht sind", so Hopkins.

Im sechsten Jahr seines Bestehens ist das ASB-Löwenhaus aus dem Phoenix-Viertel, das als sozialer Brennpunkt gilt, in dem jeder zweite Bewohner ein Zuwanderer ist, nicht mehr wegzudenken. In den rund 250 Quadratmeter großen Räumen eines ehemaligen Restaurants werden in einem offenen Betreuungsangebot täglich zwischen 30 und 50 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren umsorgt - mit einem beispielhaften Konzept. "Der Besuch ist kostenlos, eine Anmeldung nicht nötig. Bei uns gibt es nach der Schule nicht nur eine warme Mahlzeit, gegen 18 Uhr auch ein gemeinsames Abendbrot. Wir helfen bei den Hausaufgaben und sorgen für ein abwechslungsreiches Spiel-, Sport und Kulturangebot", erklärt Hopkins.

Geöffnet hat das Löwenhaus an sieben Tagen in der Woche, auch in den Ferien. Dem Sozialpädagogen Hopkins stehen insgesamt elf ehrenamtliche Helfer zur Seite, darunter auch Neunt- und Zehntklässler der benachbarten Schule Maretstraße und sogar eine ausgebildete Diätassistentin. Zweimal in der Woche kommt Maike Baußuss ins Löwenhaus, um mit den Kindern gemeinsam gesund und lecker zu kochen.

Kunst und Kultur bilden einen besonderen Schwerpunkt im Konzept der Einrichtung. Deshalb wurde 2008 in Kooperation mit der Deutschen Bahn in Rothenburgsort auch das LöwenARThaus gegründet. In einem lichtdurchfluteten Gebäude direkt hinterm Elbdeich können die Kinder, von denen rund 65 Prozent Migrationshintergrund haben, vor allem sonnabends und sonntags von 11 bis 17 Uhr malen und basteln, tanzen, singen und musizieren.

"Es ging uns vor vier Jahren auch darum, den Kindern Wege aus dem Quartier zu weisen, das ihren Alltag bestimmt. Kaum zu glauben: Als wir in Rothenburgsort begannen, stellte sich heraus, dass einige unserer Schützlinge die Elbe noch nie zuvor gesehen hatten", sagt Hermann Krüger, 65. Der vor zwei Jahren pensionierte ehemalige Schulleiter der Schule Maretstraße gehört zu den Initiatoren des Löwenhauses und begleitet das Projekt nach wie vor mit großem Engagement.

Gerade erst hat er durch seine zahlreichen Kontakte in Harburg dafür gesorgt, dass es demnächst auch einen HipHop-Kursus im Löwenhaus geben wird. Lara Weiß, eine 18 Jahre alte Abiturientin, freut sich schon auf die neue Herausforderung: "Ich habe gehört, dass Musik und Tanz die Löwenhaus-Kinder besonders begeistern. Das sind doch ideale Voraussetzungen für ein neues, spannendes Angebot."

Ohne den Idealismus der freiwilligen Helfer und der weit mehr als 200 Löwenhaus-Freunde, wäre das ASB-Projekt undenkbar. Denn obwohl das Projekt mehrfach, sogar bundesweit geehrt wurde, erhält es bis heute keinen einzigen Cent aus öffentlichen Mitteln. Der notwendige Jahresetat von 150 000 Euro speist sich ausschließlich aus Beiträgen der ASB-Mitglieder sowie durch Spenden zwischen 20 Euro im Monat und einmaligen Jahreszahlungen von bis zu 10 000 Euro.

Weitere Infos über das ASB-Löwenhaus im Phoenix-Viertel, Kalischerstraße 9a, 21073 Hamburg, gibt es bei Kai Hopkins, Tel. 040/18 01 25 29 oder unter www.das-loewenhaus.de . Spenden bitte an: Haspa, Kto. 1010 300 000, BLZ 200 505 50, Stichwort: Löwenhaus/LöwenARThaus