Harburg. Mit einem Festgottesdienst wird der Harburger Propst Jürgen F. Bollmann im Alter von 63 Jahren und nach mehr als 35 Dienstjahren am Sonntag kommender Woche, 6. Mai, 15 Uhr, in der St. Johanniskirche von Bischöfin Kirsten Fehrs in den Ruhestand verabschiedet.

Seit 1998 war Bollmann Stellvertreter von Bischöfin Maria Jepsen. Seit Maria Jepsen im Juli 2010 nach Vorwürfen, auf Hinweise zu Missbrauchsfällen nicht reagiert zu haben, zurückgetreten war, wurde Bollmann "Ständiger bischöflicher Vertreter im Sprengel Hamburg und Lübeck". Seit dem Amtsantritt von Bischöfin Kirsten Fehrs im November vergangenen Jahres begann sich Bollmanns Terminkalender zu lichten. Nun steht sein Ruhestand bevor.

Sein Weg an die Leitungsspitze der Nordelbischen Kirche gilt als eher ungewöhnlich. Aufgewachsen war er in bescheidenen Verhältnissen im Nordwesten Hamburgs. Nach Realschulabschluss und kaufmännischer Lehre in der Mineralölindustrie, leistete er seinen Wehrdienst bei der Luftwaffe ab. Danach arbeitete er weiter als Kaufmann und machte sein Abitur an der Abendschule. Das Studium der Betriebswirtschaftslehre befriedigte ihn nicht. So wurde er Theologe - für kurze Zeit Gemeindepastor in Harburg, Entwicklungsreferent und inzwischen Vorstandsvorsitzender im Nordelbischen Missionszentrum.1992 wurde er Propst als Nachfolger von Maria Jepsen, die damals zur ersten lutherischen Bischöfin gewählt worden war. Bollmann, Vater zweier erwachsener Söhne, ist auch Vizepräsident der Deutschen Seemannsmission.

Bereits seit mehr als 35 Jahren fühlt sich Bollmann der Anti-Atomkraftbewegung verbunden. Bei Demonstrationen in Brunsbüttel und Hamburg setzte er sich für die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien ein. Und während der Auseinandersetzungen um die Airbus-Landebahnverlängerung in Neuenfelde engagierte er sich als Vermittler. Jürgen F. Bollmann hat eine enge Beziehung zu Mecklenburg, wegen seines Großvaters Friedrich. In seinem Namen steht der Buchstabe F. für Friedrich. "Auf diesen Großvater bin ich richtig stolz", sagt Bollmann, "mein Großvater war Sozialdemokrat in Mecklenburg. Er hatte in der NS-Zeit verbotene Papiere geschmuggelt und Frauen vor russischen Soldaten geschützt."