Der Hamburger Sänger über seine Leidenschaft für das heiße Aufgussgetränk. Am 26. April tritt er in der Buchholzer Empore auf

Hamburg. "Was kann ich dir anbieten, einen Tee?", fragt Michy Reincke, als wir seine Wohnung im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst betreten. Was sonst, wenn keinen Tee, schließlich wollen wir mit dem Hamburger Sänger genau darüber sprechen. Reincke, der in den Achtzigern als Sänger der Band Felix de Luxe ("Taxi nach Paris") berühmt wurde und zurzeit sein neues Soloalbum vorstellt - am 26. April gastiert er zum Beispiel in der Buchholzer Empore -, ist nämlich leidenschaftlicher Teetrinker. Dem Hamburger Abendblatt verriet der 52-Jährige seine Lieblingssorte.

Hamburger Abendblatt:

Herr Reincke, warum trinken Sie so gern Tee?

Michy Reincke:

Tee ist gut zum Menschen. Ein kurz ziehender Tee regt an, ein kräftiger Tee mit Honig beruhigt. Ich trinke auch gern Kaffee. Im Winter, wenn es sehr schwer fällt aufzustehen, pusht mich Kaffee doch mehr. Aber Tee ist kulturgeschichtlich sicher das ältere Heißgetränk.

In einigen Weltregionen ist die Teezubereitung ja eine richtige Zeremonie. So weit geht es bei mir zwar nicht, aber Tee hat für mich etwas Befreiendes. Ihn ganz bewusst und entspannt zu sich zu nehmen, hat einen hohen meditativen Aspekt.

Was trinken wir gerade?

Reincke:

Das ist ein grüner Tee aus Japan, ein Sencha-Tee namens "Paradies Sencha". Dieser hier ist mit Ringelblumen und allem Möglichen aromatisiert. Ich hole ihn immer extra aus Lübeck, wo ich eine Zeit lang gewohnt habe.

Lohnt es sich, für Tee so weit zu fahren?

Reincke:

Für diese Mischung auf jeden Fall! Wenn ich in Hamburg an einem Teeladen vorbei komme, lasse ich mir deren Sencha-Tees immer zeigen, aber ich habe noch keine Anmischung gefunden, die so gut wie die aus Lübeck ist. Ich fahre bestimmt alle drei Monate dahin und kaufe zusätzlich zum Vorrat für mich immer ein bis zwei Dutzend kleinere Packungen, die ich dann verschenke. An Freunde, Leute, die zu Besuch kommen, oder Musiker, mit denen ich Konzerte spiele.

Früher, als Sie noch Sänger von Felix de Luxe waren, gab es hinter der Bühne Gerüchten zufolge alle möglichen Genussmittel, aber sicher keinen Tee. Wann wurden Sie zum Teetrinker?

Reincke:

Das stimmt, es gab Phasen, in denen ich sehr viel Zeug konsumiert habe, das einem nicht unbedingt gut tut. Mit Ende zwanzig hatte ich allerdings eine Art zweite Pubertät. Eine Zeit, in der alle Sachen noch mal in Frage gestellt wurden. Ich habe damals aufgehört mit Alkohol und Drogen, war viele Jahre Vegetarier, und zu der Zeit fing das auch mit dem Teetrinken an.

Warum ausgerechnet Tee? Hat es etwas damit zu tun, dass Sie damals viele Reisen nach Indien unternommen haben?

Reincke:

Ja, aber ich war nicht nur in Indien, sondern in ganz Asien. Ich war in Kambodscha, Vietnam, Thailand. Ich habe mich ab meinen späten Zwanzigern sehr für asiatische Religionsphilosophien interessiert. Es ging mir gar nicht darum, dass ich das Christentum doof fand, aber der Jahrtausende alte Gedanke des hinduistischen Karma hat mich einfach interessiert.

Diese Impulshaftigkeit des Universums versteht man in Europa vielleicht besser mit "was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu" oder "wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus". Man ist sich zu jedem Zeitpunkt seines Handels bewusst. Und das macht vieles einfacher.

Haben Sie in einem dieser Länder mal eine Teeplantage besucht?

Reincke:

Nein, ich bin an vielen vorbei gegangen und gefahren, aber ich habe nie bewusst eine besucht. Tee ist mir übrigens nicht nur in Asien begegnet. Ich war bestimmt schon zehn Mal in Marokko und Ägypten. Wenn man dort in einem Souk ist und sich mit den Verkäufern austauscht, wird richtig kräftiger Pfefferminztee serviert.

Was macht einen guten Tee aus, und wie muss man ihn zubereiten?

Reincke:

Da gibt es natürlich große Unterschiede. Marokkanischer Pfefferminztee, den ich ebenfalls sehr gerne trinke, kann gar nicht stark genug sein. Da kocht man die Blätter richtig, und der wird dann auch stark gesüßt. Jasmin-Tee oder Sencha-Tee, den ich seit Jahrzehnten bevorzuge, wirkt besonders anregend, wenn man ihn nur kurz aufbrüht.

Trinken Sie auf der Bühne eigentlich auch Tee?

Reincke:

Nein. Kamillentee zum Beispiel ist zwar gut für die Stimme, aber dafür müsste ich auf Tour dann ständig einen Wasserkocher mitschleppen. Außerdem bedeutet auf der zu Bühne stehen für mich aus sich heraus zu kommen, Spaß an der Form des Ausdrucks zu haben. Und das sind in meinen Augen nicht die Attribute die Tee ausmachen. Tee bedeutet Ruhe, dazu vielleicht ein gutes Gespräch.

Wie sieht es mit dem Musikmachen aus?

Reincke:

(Überlegt) Jetzt wo ich so drüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich beim Schreiben und Komponieren von Musik oft Tee trinke. Wenn ich aber ins Studio gehe und die Sachen einspiele, trinke ich doch lieber Wasser oder Buttermilch.