Volker Wacker erklärt, wie Musiktheater funktioniert, damit es spannend wird

Hamburg. Wer Angst vor Oper hat oder nicht recht weiß, wo er zuerst hinsehen oder hören soll - auf Musik, Handlung, Text oder Bühnenbild -, der sei beruhigt: Es gibt Menschen, die diese Angst nehmen. Einer davon ist Volker Wacker. Neben dessen Badewanne zu Hause in Hamburg-Wellingsbüttel steht ein Quietschentchen. Kein gelbes, sondern eines mit weiß-schwarzem Fußballmuster. "Beim Fußball ist es doch wie in der Oper: Es geht um die großen Emotionen", sagt der Leiter der Opernwerkstatt der Hamburgischen Staatsoper. In seinen Seminaren legt er die Grundlage für großen Genuss und große Emotion beim Opernpublikum: durchs Wissen über das Werk.

Volker Wacker kam aus Schwaben hoch nach Hamburg, weil die Hansestadt 1981 unter dem aus der DDR geflohenen Götz Friedrich als einzige deutsche Stadt ein Studium in Musiktheaterregie anbot. Und weil Hamburg 650 Kilometer entfernt von seinem Heimatdorf liegt. Denn als Erstgeborener sollte Volker Wacker die Chemiefabrik seines Vaters übernehmen.

Ihn aber zog es in die Welt der Musik, der Oper, der Emotion. Er war kein Jahr in Hamburg, da sorgte die Achim-Freyer-Inszenierung von Mozarts "Zauberflöte" für einen Eklat im Abonnement-Publikum und zahlreiche Kündigungen. Der junge Mann war so begeistert, dass er beschloss: "Jemand muss den Leuten erklären, warum diese Inszenierung so toll ist."

Er tat es mit seinem Wissen aus dem Studium der Psychologie, Kunstgeschichte und Musikwissenschaften. Zunächst bei der Volkshochschule und seit 1998, dem Eklat bei Peter Konwitschnys Sicht auf "Lohengrin" von Richard Wagner, an der Staatsoper. Und er tut das heute noch vor jeder Premiere. Volker Wacker, 53, macht es bei seinen mehrstündigen Workshops wie Brecht, sagt er: "Durch Humor hole ich die Sache herunter. Die Kunst steht so hoch, das stößt viele ab." Viele Stoffe seien schon ernst genug. Daher bringt er Kekse zu seinen Seminaren mit - und sagt: "Lachen Sie! Auch während der Aufführung. Auch wenn die Nachbarin zischt. Natürlich ist meine Werkstatt kein Spaßmobil, aber lachen ist erwünscht. Wer lacht, hat's kapiert."

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