Risse in den Leitungen wurden entdeckt. Kohlekraftwerk Moorburg wird erst 2014 fertig. Mehr als zehn Prozent des Stahls werden erneuert.

Hamburg. Ein Jahr, nachdem Risse in Kesseln des Kohlekraftwerks Moorburg entdeckt wurden, will Vattenfall jetzt mit dem Austausch der fehlerhaften Teile beginnen. Mehr als zehn Prozent des Stahls, nämlich 600 der insgesamt 5500 Quadratmeter, werden erneuert. Was das kosten wird und wer dafür aufkommen muss, ist derzeit noch unklar. Sicher ist nur, dass das Kraftwerk nicht wie geplant noch in diesem Jahr in Betrieb gehen wird. Das wird frühestens 2014 geschehen.

Im Frühjahr des vergangenen Jahres waren Probleme an den Schweißnähten in den beiden rund 100 Meter hohen Heizkesseln festgestellt worden. Diese bestehen aus dem Hightech-Stahl T 24, welcher als sehr belastbar gilt. Zunächst waren in anderen Kraftwerken Haarrisse entdeckt worden, in denen derselbe Stahl verwendet worden war. Daraufhin untersuchten Experten auch die Kessel in Moorburg - und stellten ebenfalls Mängel fest.

Der Kraftwerksbetreiber Vattenfall und der Kesselhersteller Hitachi Power Europe haben sich bislang nicht geeinigt, wer den Schaden bezahlen muss. Und wie er zu beheben ist, war auch lange Zeit unklar. So gab es drei Ideen: die Risse nachträglich abzudichten, die Kessel komplett auszutauschen oder die defekten Teile zu ersetzen. Für den nun laut "Harburger Anzeigen und Nachrichten" beschlossenen Teilaustausch muss die Konstruktion der Dampfkessel verändert werden.

Moorburg wird eines der größten Steinkohlekraftwerke Europas. Im Herbst 2007 hat der 2,8-Milliarden-Euro-Bau begonnen. Seit der von der Bundesregierung beschlossenen Energiewende hat das Kraftwerk eine besondere Bedeutung erhalten. Es soll die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel ersetzen, welche nicht wieder ans Netz gehen.

Immer wieder war es in den vergangenen Jahren wegen Umplanungen und politischer Widerstände zu Bauverzögerungen gekommen. So verzichtete Vattenfall im Zuge der Einigung über einen Teilverkauf der Versorgungsnetze an die Stadt auf den Bau der in die Kritik geratenen Fernwärmetrasse von Moorburg nach Altona. Diese Aufgabe soll nun ein Gasdampfkraftwerk übernehmen, welches in Stellingen geplant ist.

Bei voller Leistung werden einmal bis zu 12.000 Tonnen Steinkohle am Tag verfeuert und in Elektrizität und Fernwärme umgewandelt. Damit können fast der gesamte Strombedarf Hamburgs gedeckt sowie 280 000 Hamburger Haushalte mit Fernwärme beliefert werden.

Umweltschutzverbände kritisieren, dass das Kohlekraftwerk das Klima schädigen werde, weil es bis zu acht Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr an die Luft abgebe. Eine Anlage, mit der das klimaschädliche Gas gespeichert wird, könne laut Vattenfall nachgerüstet werden.