Neuer Harburger Bezirksamtsleiter zieht nach seinen ersten 100 Tagen im Rathaus Bilanz

Harburg. Seine Schonfrist von 100 Tagen ist abgelaufen. Seit Jahresbeginn ist Thomas Völsch, SPD, Harburgs neuer Bezirksamtsleiter und damit Chef von rund 800 Verwaltungsangestellten und Beamten. Gestern zog er Bilanz für seinen Start ins Amt des Bezirksbürgermeisters. Er fühle sich wohl, sagt er , wobei er das Engagement seiner Mitarbeiter lobend hervorhebt. Scharf angegangen worden war Völsch bereits vor Ablauf der Schonfrist von der oppositionellen CDU und GAL. Einmischen in politische Zuständigkeiten war ihm vorgeworfen worden, unter anderem die Entscheidung, die Bauprüfabteilung von Neugraben schon jetzt in den fertiggestellten Teil des Harburger Rathausforums zu verlagern und nicht erst wenn große Siedlungsbauprojekte wie das "Elbmosaik" abgeschlossen sind.

Völsch sagt, er wolle zu den Attacken der Politik keine Stellung nehmen. Zum konkreten Fall des Bauprüf-Umzugs sagte er dennoch: "Der auf der Verwaltung lastende Spardruck ist enorm. Die Umzugsentscheidung ist unbequem aber notwendig, und es ist eine gute Entscheidung." Und zu Kürzungen und Einsparungen erklärte er: "Die Länder dürfen ab 2020 keine Schulden mehr machen. Und wir haben in Harburg schon jetzt pro Jahr zwei Millionen Euro Einsparungen zu leisten. Das entspricht unter Berücksichtigung der neuen Tarifabschlüsse für den öffentlichen Dienst einer jährlichen Einsparung von 60 Stellen." Bei den Stellen für den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) solle seinen Worten nach nicht gekürzt werden. Ohnehin sei es wegen mangelnder Bewerber schwierig, freie Stellen in dem Bereich neu zu besetzen.

Die beiden Wohnungsbauprojekte "Elbmosaik" und "Röttiger Kaserne" sieht Völsch in ihrer Vermarktung in städtischer Hand nicht gut aufgehoben und wünscht für die Zukunft einen gewerblichen Vermarkter. Er sagte es sei bezeichnend, dass das Neu Wulmstorfer Neubaugebiet "Apfelgarten" im März bei der Bau-Messe in Harburg mit einem Info-Stand vertreten war, nicht aber die Anbieter der Harburger Projekte. Er sieht auch einen Wandel bei der Immobiliennutzung. Junge Leute wollten ein Haus, solange Kinder da sind. Im Gegensatz zur älteren Generation hielte es sie nicht mehr bis ans Lebensende in der Immobilie. Sie würden wechseln. Das müsse bei heutigen Bauplanungen berücksichtigt werden. Der Süderelberaum sei mit Grundstücken zu fairen Preisen für junge Familien geeignet. Für teuren Luxusbau fehle die Nachfrage. Völsch spricht sich auch für die Förderung ungewöhnlicher Wohnprojekte für Jung und Alt aus.

Im Harburger Binnenhafen kommen Gespräche mit dem Chemieunternehmen Biesterfeld/Brenntag seinen Worten nach voran. Für geplanten Wohnungsbau müssen Teile der Chemieanlagen verlagert werden. Auch Gespräche mit dem Investoren Hans-Dieter Lindberg (Harburg Center) kämen seit Jahresbeginn voran.