Katasterämter überprüfen in den Landkreisen Markierungspunkte für Luftaufnahmen

Lüneburg. Der Mess-Bolzen ist eingelassen, die Umrandung gemalt. Wenn das Wetter es zuließe, könnten die Luftbildaufnahmen geschossen werden. Bis das passiert ist, fährt Joachim Weiss vom Katasteramt Lüneburg einmal in der Woche durch den Landkreis und überprüft insgesamt 28 Markierungen. Anhand dieser Referenzpunkte will er später die neuen Luftbildaufnahmen mit dem Kartenmaterial abstimmen.

Weiss ist seit 1998 Ausbildungsleiter im Katasteramt Lüneburg. Heute hat er Lena Marie Jaerneke auf seine Tour mitgenommen. Sie ist angehende Vermessungstechnikerin im ersten Lehrjahr. "Das ist es, was ich an diesem Beruf mag", sagt sie. "Nicht nur im Büro sitzen, sondern auch mal bei Wind und Wetter rausfahren und sich mit der Landschaft auseinander setzen."

Für Weiss ist es besonders faszinierend, Fakten aus den Luftbildern herauszulesen: "Es lässt sich wunderbar erkennen, wie Felder bewirtschaftet werden, ob sich die Bewaldung in der Region verändert. Wenn Neubaugebiete erschlossen werden sollen, können wir alte und neue Karten kombinieren und sogar die Gefahr von Bombenblindgängern erkennen."

Jedes Frühjahr werden die Karten der Niedersächsischen Landkreise vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung überarbeitet. Die praktische Umsetzung organisieren dabei die Katasterämter. Sie beauftragen auch die privaten Firmen, die über das Gebiet fliegen und die Bilder machen. Das Abfotografieren findet in ganz Niedersachsen abwechselnd statt, so dass jeder Landkreis alle drei Jahre neu aus der Luft erfasst wird. Im Moment sind unter anderem Stade, Harburg und Lüneburg dran. Auch die frei zugänglichen Luftbilder im Internet werden dadurch aufgefrischt, denn diese erhalten die Anbieter auch von den Katasterämtern. Die Qualität der Bilder für die Geländekarten ist deutlich besser als die im Internet. "Die Aufnahmen werden vom Flugzeug in etwa zwei Kilometer Höhe gemacht. Wir können dann immer noch eine 20 mal 20 Zentimeter große Fläche auf dem Boden erkennen", sagt Weiss. Von Interesse sind für das Katasteramt insbesondere bauliche Veränderungen. Weiss sagt: "Alle Neubauten müssen vermessen und amtlich eingetragen werden. Anhand der neuen Aufnahmen können wir mit einem Blick erkennen, welche Gebäude wir schon erfasst haben und welche nicht."

Damit die vorhandenen topographischen Daten mit den neuen Bildern in Einklang gebracht werden können, müssen so genannte Passpunkte in der Landschaft markiert werden. "Das sind 50 mal 50 Zentimeter große, weiße Quadrate. Für die eindeutige Zuordnung werden sie mit einem schwarzen Kasten umrandet und durch weiße Striche kenntlich gemacht", sagt Lena Jaerneke. Für die Berufsschule hat sie gerade einen Bericht über Passpunkte und Signalisierung geschrieben. Deshalb weiß sie auch: Die Zeichen werden mit einer GPS Koordinate bestimmt und daraus kann jeder beliebige Punkt zwischen den Markierungen errechnet werden.

Früher war der Beruf des Landvermessers sehr männlich geprägt. Ausbildungsleiter Weiss freut sich darüber, dass 40 Prozent der Bewerbungen mittlerweile von jungen Frauen kommen. "Wir setzen mit der Lehre beim Wissensstand der Realschule an", sagt Weiss. "Man kann nach dem Abschluss zum Techniker oder Geomatiker aber auch noch studieren und zum Beispiel in die freie Wirtschaft gehen. Deshalb ist die Ausbildung auch für Abiturienten interessant." Eine Begabung für Mathe und Physik seien hilfreich, erklärt Weiss weiter, ebenso wie ein ausgeprägtes logisches Verständnis. Bis in die späten 90er Jahre war auch zeichnerisches Talent gefragt. Mittlerweile erledigen diese Aufgaben aber die modernen Grafikprogramme am Computer.

Lenas Computerkenntnisse sind gut. Mathe war keines ihrer Leistungsfächer im Abi und Physik hat sie in der Oberstufe abgewählt. Dennoch hat sie ein ausgezeichnetes Wissen in naturwissenschaftlichen Grundlagen. Aus dem Stand kann sie zum Beispiel erklären, wie durch die Mercatorprojektion die Krümmung der Erde auf ein Blatt Papier übertragen wird. "Das ist natürlich auch wichtig", sagt ihr Ausbildungsleiter. "Ebenso wie menschliche Faktoren, wir müssen in den Messtrupps auch gut in Gruppen zusammen arbeiten. Ich lasse die Azubis gerne zu zweit Aufgaben erledigen, das fördert den Teamgeist."

Auf die Idee, den Beruf der Vermessungstechnikern zu lernen, kam Lena durch ihren Vater. "Der arbeitet für ein Ingenieurbüro", sagt sie. "Da habe ich die Abwechslung kennen gelernt, einen Tag konzentriert am Schreibtisch zu sitzen und am nächsten Tag draußen mit anzupacken."

Wenn das Wetter bald beständiger wird, können die Messungen vom Flugzeug aus beginnen. Bis Mai müssen sie abgeschlossen sein, dann könnten die Bäume wieder zu viel Laub tragen und einige Markierungen verdecken. Bis dahin fahren Joachim Weiss und Lena Jaerneke weiterhin jede Woche die 28 Markierungen im Landkreis Lüneburg ab und stellen sicher, dass sie gut zu sehen sind.