Landkreis Harburg verweigert Trassenführung “Klecken-Süd“

Winsen. Der Energiekonzern E.on darf die Nordeuropäische Erdgasleitung (NEL) nicht durch den Klecker Wald bauen. Der Landkreis Harburg hat ein Raumordnungsverfahren für den Bau der Pipeline auf dem 6,2 Kilometer langen Abschnitt "Klecken-Süd" wegen nicht vertretbarer Eingriffe abgelehnt. Dagegen kann E.on die Planung der Erdgasleitung im Süden von Winsen wie beantragt weiter vorantreiben. Der Landkreis hat entschieden, ein Raumordnungsverfahren für die 34,2 Kilometer lange sogenannte Südvariante der NEL einzuleiten. Das Raumordnungsverfahren ist ein notwendiger Schritt zur Baugenehmigung, in ihm wird der Verlauf der Trasse festgelegt.

Bei keinem Verlauf der Erdgasleitung durch den Klecker Wald sei es möglich, einen Sicherheitsabstand von mindestens 350 Metern zu Siedlungen einzuhalten, argumentiert die Kreisverwaltung in Winsen. Das Siedlungsbild im Süden der Gemeinde Rosengarten verfüge über keinen durchgängigen 700 Meter breiten zusammenhängenden siedlungsfreien Korridor. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hatte im Juni 2011 den Richtwert von 350 Metern Abstand zwischen Erdgasleitung und Wohnbebauung festgelegt und damit die Planung für den Bau der Pipeline im Norden von Winsen gestoppt.

Der Landkreis Harburg betont zudem die überragende Bedeutung des Klecker Waldes als Naherholungsraum. Flächen, die seit dem 18. Jahrhundert ununterbrochen als Wald genutzt wurden, hätten eine wichtige Archivfunktion. Die "außergewöhnlich bedeutende Dichte" an archäologischen Denkmalen in dem Forst sei ein weiteres Argument gegen den Bau der Pipeline in dem Forst. Laut dem Forstamt Sellhorn sei der Klecker Wald einer der produktivsten Wälder im niedersächsischen Flachland. Ein Kahlschlag, wie er für die Trasse erforderlich wäre, würde erhebliche wirtschaftliche Verluste bedeuten. Der Klecker Wald gehört teils dem Land Niedersachsen, teils ist er in Privatbesitz.

Der Widerstand von Forstwirtschaft, Umweltschutzorganisationen und Bürgern gegen den Bau der Erdgasleitung durch den Klecker Wald war im Landkreis Harburg besonders groß. Nach Anhörung von Behörden, Kammern, Verbänden und betroffenen Gemeinden ist der Landkreis Harburg zu dem Ergebnis gelangt, dass E.on die Pipeline um den Wald herum führen müsse. Dies könne auf einer bereits im Oktober 2008 von der Regierungsvertretung Lüneburg festgelegten Trasse geschehen.

Grundsätzliche Bedenken, welche die Erdgasleitung im Süden von Winsen aus der Bahn bringen könnten, kann der Landkreis Harburg dagegen nicht erkennen. Allerdings, so heißt es aus dem Kreishaus in Winsen, sei auf einzelnen Teilabschnitten der geplanten Trasse ein Klärungsbedarf für die Leitungsführung erforderlich. Damit dürfte vor allem gemeint sein, die Pipeline nördlich des Golfplatzes "Green Eagle" bauen zu wollen. Die Kreisstadt Winsen sieht sich dadurch in ihrer Planungshoheit verletzt. Hotels und Wohnungen der bekannten Golfanlage sind dort im Gespräch, wo die Erdgasleitung verlaufen soll. Winsen fordert, den für die Stadt wichtigen Entwicklungsraum nördlich von "Green Eagle" mit der Erdgasleitung zu umgehen.