Verwaltung bedauert Absage des Festes. Harburgs SPD regt eine “Tafel der Kulturen“ an

Harburg. Es sollte die Altonale Harburgs sein und zog in den vergangenen zwei Jahren viele Menschen in die Innenstadt: das Kulturfest im Rahmen des Kunst- und Kultursommers. Ausgerechnet diese Erfolgsveranstaltung, die die Akteure des Business Improvement Districts (BID) Lüneburger Straße und des Citymanagements mit hohem Aufwand organisierten, fällt dieses Jahr, wie gestern exklusiv berichtet, aus. "Dafür fehlen uns die Finanzen", so Margit Bonacker, Geschäftsführerin des konsalt-Beratungsbüros, das die BID-Maßnahmen steuert und umsetzt.

"Dass die erforderlichen finanziellen Mittel durch die BID-Hängepartie nicht zur Verfügung stehen, ist außerordentlich bedauerlich", sagte Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) dem Abendblatt. Er hoffe aber, dass noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien. Die Verwaltung könne in diesem Falle aber nur wenig tun. Überall müsse bekanntlich gespart werden und eine stille Reserve für solche Fälle gebe es einfach nicht. Auch Vertreter der Harburger Politik zeigten sich von der Absage betroffen. "In Altona wäre eine solche Entscheidung viel eher zu verschmerzen als in Harburg. Hier trifft es diejenigen, die sozial nicht so gut gestellt sind", sagt Kay Wolkau, stellvertretender Fraktionsführer der Grünen in der Bezirksversammlung.

In einem Stadtteil, in dem der Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund sehr hoch ist und viele Familien in prekären Verhältnissen leben, habe gerade dieses Fest eine hohe Bedeutung. "Das ist eben keine Elite-Kultur, sondern es sind für Jedermann zugängliche Veranstaltungen. Das Fest steht für ein gutes Miteinander von Menschen. Da solle man nicht mit der Rasenmäher-Methode rangehen und den Rotstift ansetzen", sagt Wolkau.

CDU-Kreischef Ralf-Dieter Fischer fragt sich unterdessen, "weshalb andere Stadtteile so ein Fest organisieren können, Harburg aber mal wieder nicht." Die Kultursause habe nicht nur den Zweck, Menschen verschiedener Nationen zusammenzubringen, sondern auch, die Innenstadt zu beleben. "Und derartige Veranstaltungen können Lüneburger Straße und Umfeld bekanntlich gut gebrauchen", sagt Fischer.

"Schade, dass das Fest ausfällt" sagt SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath. Die Sozialdemokraten setzen allerdings auf eine neue Idee, Harburgs Kulturvielfalt zu zeigen. "Wir schlagen vor, ein Dinner in Weiß auf dem Rathausplatz auszurichten - eine Riesentafel für alle Harburger." Die Verwaltung solle in Zusammenarbeit mit der ansässigen Gastronomie, Eventmanagern sowie Vereinen versuchen, dafür ein Konzept zu erarbeiten. Dieses Fest solle dann als "Tafel der Kulturen" einen festen Platz im Terminkalender von Verwaltung, City-Management sowie Kulturschaffenden und Einwohnerschaft finden.

Die Idee stammt übrigens aus Paris. Dort kommen seit den 1980er-Jahren regelmäßig Menschen zum "Diner en blanc" zusammen. Bis zu 7500 Menschen waren es 2010 am Arc de Triomphe - Ort und Datum wechseln jedes Jahr. Der Eintritt ist frei, Tische, Stühle und die Speisen müssen mitgebracht werden.