Armutszeugnis

"Neuland Beton kündigt Fahrern", Hamburger Abendblatt/Harburg vom 29. März

Als ich den Artikel las, stellte ich mir die Frage, wie lange noch diese schlafmützige Gesellschaft es tatenlos hinnimmt, dass unter dem Deckmantel von Gesetzen (Stichworte: Leiharbeit, Zeitverträge, Werkverträge illegale Arbeitnehmerüberlassung, Lohndumping) es Unternehmen möglich gemacht wird, dass solche Situationen entstehen können. Die Aussage der Politik, die man schon nicht mehr hören kann, man hätte diese Entwicklung damals nicht vorhergesehen, ist ein Armutszeugnis für diese.

Hier wird eine Firma gezwungen, aufgrund von Kostendruck ihre Stammbelegschaft zu entlassen, um dann vermutlich zukünftig selber Subunternehmer zu beauftragen, weil die Konkurrenz bereits seit langem Subunternehmer als Fahrer einsetzt. Nicht selten beauftragen dann diese Subunternehmer wiederum Subunternehmer, um noch weiter die Lohnkosten zu drücken, bis am Ende der Kette dann der Fahrer steht, der zu einem Hungerlohn seine Arbeit zu verrichten hat.

Da er von diesem Einkommen nicht leben kann, sind der Staat bzw. wir als Steuerzahler dann gefragt und stocken diesen Sklavenlohn mit Steuermitteln auf. Gehen diese Menschen dann in Rente, erhalten sie eine Grundsicherung, weil ihre Minirente zum Leben nicht ausreicht, wiederum vom Steuerzahler finanziert. Wenn ich das Foto mit den Fahrern recht erinnere, sind die meisten der betroffenen Kollegen schon im fortgeschrittenen Alter. Was bedeutet dies für sie? Sie werden nun zwei Jahre Arbeitslosengeld I erhalten, danach Hartz IV, falls sie überhaupt ein Anrecht darauf haben.

Sollten sie nach dem Bezug des Arbeitslosengeldes I das 63. Lebensjahr bereits erreicht haben, erhalten sie kein Arbeitslosengeld II (Hartz IV) mehr, sondern die ARGE wird für sie dann den Rentenantrag ("Zwangsrente") einreichen, mit einem Rentenabzug von 7,2 %.

Das Ganze, was sich hier abspielt, nennt man "Soziale Marktwirtschaft". Das Schlimme ist nur, dass ein Teil dieser Gesetze von einer Partei verabschiedet wurden, die das Wort Sozial in ihrem Namen trägt. Es wird höchste Zeit, dass flächendeckend der Mindestlohn eingeführt wird und die Vorschriften für Leiharbeit, Werkverträge, illegale Arbeitnehmerüberlassung vor Ort von den Behörden besser überwacht werden.

Es wird endlich Zeit, dass alle Teile dieser Gesellschaft endlich kapieren, was für eine Zeitbombe da tickt. Ein Teil der Unternehmen hat diese Gesetze, die vielleicht mal gut gemeint waren, schamlos ausgenutzt, sich Vorteile auf Kosten der Allgemeinheit verschafft und wir alle, die Beschäftigten in der Wirtschaft, die Beamten und die Rentner werden diese Zeche in der Zukunft durch höhere Steuern und Abgaben bezahlen.

Wolf-Rüdiger Engel, 21077 Hamburg

Keine Schneise

"Dem Klecker Wald droht Kahlschlag", Hamburger Abendblatt/Harburg vom 26. März

Die Absicht, die Trasse durch das Landschaftschutzgebiet Klecker Wald zu führen, bestand offenbar vor der Änderung der Trassenführung (neue Südtrasse). Warum macht diese einen Bogen (90 Grad) nach Norden? Nur wegen des Lager- und Biegeplatzes in Harmstorf?

Warum kann die Trasse nicht zwischen Brackel und Marxen weiter nach Westen geführt werden? Keine breite Schneise durch den Klecker Wald!

P. Schroeder, Helmstorf

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Schreiben Sie an harburg@abendblatt.de oder per Post an das Hamburger Abendblatt, Regionalausgabe Harburg, Harburger Ring 24, 21073 Hamburg