Ein modernes Wohnhaus auf dem igs-Gelände leistet einen Beitrag zur Aufwertung Wilhelmsburgs

Wilhelmsburg. Wohnen und Leben hinter einer Algenfassade? Was bislang nur Meerestieren vorbehalten war, wird im "Algenhaus" auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau (igs 2013) den Bewohnern möglich sein: Mit dem experimentellen Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) zeigen die Investoren Otto Wulff Bauunternehmung GmbH und SSC Strategic Science Consult GmbH, wie Wohnungsbau mit Biomaterial verknüpft werden kann.

Das fünf Stockwerke hohe Algenhaus ist nach Angaben der Investoren "weltweit das erste Gebäude mit einer Bioreaktorfassade als Teil eines ganzheitlich regenerativen Energiekonzepts". In plattenförmigen Glaselementen vermehren sich Mikroalgen, die durch Fotosynthese und Solarthermie Biomasse und Wärme produzieren. Die Wärme steht dem Haus als Heizenergie durch Wärmetauscher direkt zur Verfügung, die Biomasse wird an anderer Stelle energetisch verwertet und zu Biogas umgewandelt. Das Dach bietet zudem die Möglichkeit zur Gewinnung von Strom über Fotovoltaik.

15 Mietparteien werden Anfang 2013 in das "Algenhaus" einziehen. Die Wohnungen werden 50 bis 120 Quadratmeter groß sein. Das Investitionsvolumen liegt nach Abendblatt-Informationen bei vier Millionen Euro. Die Netto-Kaltmiete wird bei zehn bis zwölf Euro pro Quadratmeter liegen. Der Wilhelmsburger Durchschnittsmietpreis liegt bei rund 6,50 Euro pro Quadratmeter - bei Neuvermietungen werden allerdings im nördlichen Reiherstiegviertel neuerdings auch schon bis zu zehn Euro netto kalt verlangt. Am Mittwochmittag legten Stefan Wulff, Geschäftsführer der Otto Wulff Bauunternehmung, und Dr. Martin Kerner von SSC Strategic Science Consult zusammen mit der Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, Jutta Blankau, und dem IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg den Grundstein für dieses Bauvorhaben. "Wer hat schon eine Fassade gesehen, die aus Mikroalgen besteht und die Wärme für das Beheizen der Wohnungen produziert? Damit holen wir die Zukunft des Wohnens schon heute in die Gegenwart", sagte Blankau.

Das kubische, fünfgeschossiges Passivhaus nach einem Entwurf von Splitterwerk Architekten aus Graz hat zwei unterschiedliche Fassaden: Südwest- und Südostfassade tragen jeweils Glaspaneele, in denen Mikroalgen wachsen. Die vorgeblendeten Bioreaktorfassaden erzeugen die Energie für den Bau, leisten aber auch ihren Beitrag zur Lichtsteuerung und Beschattung des Gebäudes. Durch das regelmäßige Wachstum der Algen ist die Biomasse in ständiger Bewegung, und die Fassade verändert ihre Farbe.