Ehestorf. Das moderne Leben steht selten still, der Kaffee "to go" wird heute ganz selbstverständlich im Laufschritt getrunken. Zum Kontrast dazu war ein Kaffeekränzchen im Jahr 1912 eine Phase der Entspannung. "Man gönnte sich früher viel mehr Muße für die Mahlzeiten", sagt Judith Orthmann. "Wer heutzutage etwas darstellen möchte, hat dagegen keine Zeit zu verlieren", so die Volontärin der Abteilung Volkskunde im Freilichtmuseum am Kiekeberg weiter. Sie ist Kuratorin der neuen dort gezeigten Sonderausstellung unter dem Titel "In Bewegung. Wie Alltag sich verändert".

Der Trend zu Fast Food und Mikrowellengerichten in Singleportionen ist nur ein Beispiel dafür, dass früher nicht alles schlechter war: Im Ausstellungsbereich "Arbeit" wird die vor hundert Jahren noch normale Arbeitsbiografie vom Lehrlingsvertrag über den Gesellenbrief zum Meistertitel dargestellt. "Heutzutage hangeln sich viele Berufsanfänger von Job zu Job", sagt Orthmann. "Unbefristete Arbeitsverträge sind die Ausnahme."

Die modernen Jobnomaden ziehen in der Folge viel häufiger um, worauf die Möbelindustrie mit Leichtbauschränken für die Selbstmontage reagiert habe. Orthmann: "Unter anderem deswegen ist Eiche Massiv heute nicht mehr populär." Die in Baumärkten angebotenen Umzugskartons seien eine ganz junge Erscheinung.

Die jüngsten Besucher der auch für Kinder und Jugendliche konzipierten Schau dürften sich vor allem für die Sektionen Kommunikation und Freizeit begeistern. Hier wird technischer Fortschritt durch Vergleiche des historischen Bell-Hörers mit einem modernen Smartphone oder dem Nebeneinander von Brummkreisel und einer Videospielkonsole der Marke Nintendo Wii anschaulich gemacht.