Bürgerinitiative wundert sich über Erhebung der Polizei

Harburg. Die Wetternstraße ist kein Harburger Kriminalitätsschwerpunkt - das teilte Polizeidirektor Günter Sellmann, Leiter des Polizeikommissariates 46, den Mitgliedern des Innenausschusses, der im Rathaus tagte, mit. Dazu hatten sich auch einige Aktive der Bürgerinitiative Wetterstraße eingefunden. Sprecherin Iwona Mazurkiewicz und ihre Mitstreiter haben, wie berichtet, etwa 1130 Unterschriften gegen die Schaffung von Massenunterkünften für Wohnungslose in Harburg gesammelt und damit ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht. Dabei richten sie sich gegen den geplanten Ausbau des Gebäudes an der Wetterstraße und den Bau von Wohncontainern für Obdachlose am Lewenwerder.

Im Rahmen der Diskussionen hatten die Anwohner immer wieder vorgebracht, dass die Polizei häufiger Streit zwischen den Bewohnern schlichten müsse, es zu Schlägereien komme und mit Drogen gedealt werde.

Sellmanns Kollegen hatten ihre Protokolle überprüft. "Von 29 000 Einsätzen im Harburger Stadtgebiet wurden Polizisten 15-mal in die Wetterstraße gerufen", berichtete der Beamte. Wie sich aus der Kriminalitätsstatistik ergab, waren im Vorjahr 718 schwere Körperverletzungen, das heißt Schlägereien mit Waffen oder Werkzeugen, zu verzeichnen - 15 Taten trugen sich in der Wetternstraße zu. Auch in Sachen Drogenkriminalität sei die Wetternstraße mit vier nachgewiesenen Taten eher unauffällig. Das gleiche gelte bei Einbrüchen: "2011 hatten wir harburgweit 3048 Einbruchstaten, vier davon in der Wetternstraße", sagt Sellmann.

Iwona Mazurkiewicz war erstaunt über die Statistiken. "Ich vermisse genauere Erhebungen über einfache Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Lärmbelästigungen und Drogenhandel. Einige Anwohner, auch ich, sind von drogenabhängigen Bewohnern geschlagen worden", sagte sie. Erst seitdem der Sozialdienstleister "Fördern und Wohnen", der die Obdachlosenunterkunft betreut, einen Wachdienst organisiert habe, sei es an der Wetternstraße "paradiesisch ruhig", so Mazurkiewicz.

Sellmann musste zugeben, dass genau diese Daten, deren Offenlegung die Bürgerinitiative fordert, nicht erhoben worden sind.

"Soll das heißen, dass die Polizei denkt, an der Wetternstraße sei heile Welt", fragte die CDU-Abgeordnete Helga Stöver empört. Sellmann betonte seinerseits, dass der Bereich anders als von den Kritikern wahrgenommen eher zu den ruhigeren Gegenden des Brennpunktstadtteils gehöre. "Da haben wir an anderen Ecken besorgniserregendere Zahlen." Während Abgeordnete von CDU und Grünen, die bereits mehrfach betonten, dass sie das Anliegen der BI tatkräftig unterstützen wollen, ihre Skepsis äußerten, lehnte sich der SPD-Ortspolitiker Michael Dose zufrieden zurück. "Ich bin sehr beruhigt über die Informationen von der Polizei. Die SPD sieht sich bestätigt."

Die Sozialdemokraten hatten dem Bau von Wohncontainern und der Vergrößerung des bestehenden Gebäudes zugestimmt. "Das ist eher ein Betreuungsproblem. Sozialarbeiter müssen sich vernünftig um diese Menschen kümmern", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Heimath in der Bezirksversammlung.

Nichtsdestotrotz wird sich die BI weiterhin gegen Massenunterkünfte richten und nicht vom Bürgerbegehren abrücken. Bis zum 24. Mai haben die Protestler nun Zeit, weitere 2000 Unterschriften zu sammeln. Dann müssen die Harburger abstimmen.