Eine Nutzungsänderung ist für die ehemaligen Bauhaus-Hallen am Großmoorbogen geplant. Unternehmen Schmalstieg will bleiben.

Harburg. Immer noch ringt der Fahrradhandel B.O.C mit Hauptsitz am Großmoorbogen mit dem Vermieter des Gebäudes darum, in Harburg zu bleiben. Wie berichtet, bestehen Meinungsverschiedenheiten über die Verlängerung des Mietvertrags. "Geeinigt haben wir uns noch nicht. Wenn es hart auf hart kommt, zieht unsere Verwaltung an einen anderen Standort. Der Fahrradladen bleibt aber hier", sagt Diethard Krohne, kaufmännischer Leiter von B.O.C.

Allerdings scheint die Verwaltung schon mit anderen Fakten zu arbeiten. So flatterte Heinrich Schmalstieg, Inhaber eines Tankwagenunternehmens und Nachbarbetrieb von B.O.C, vor einigen Tagen Post vom Bezirksamt ins Haus. Im Rahmen eines Vorbescheidsverfahrens zu einer Nutzungsänderung, so heißt es in dem Schreiben, das dem Hamburger Abendblatt vorliegt, soll sich Schmalstieg als Nachbar zu neuen Plänen äußern. Angedacht seien die Umwandlungen eines ehemaligen, dem B.O.C.-Gebäude benachbarten Baumarktes in ein Event- und Restaurantunternehmen mit Veranstaltungen im Erdgeschoss. Weiterhin sollen ein Beherbergungsbetrieb in den ersten drei Obergeschossen des B.O.C.-Gebäudes sowie eine Wohnung für den Betriebsleiter geschaffen werden, heißt es im amtlichen Papier - alles genehmigungspflichtige Vorgänge in einem ausgewiesenen Industriegebiet.

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Schmalstieg hat zwei Wochen Zeit, sich zu äußern. "Das ist eine Katastrophe", sagt er. Sein Unternehmen, seit 30 Jahren in Harburg ansässig, beliefert viele Mineralölunternehmen der Hochseeschifffahrt in Deutschland, Dänemark und Polen mit Schmierstoffen und Diesel. Tag und Nacht fahren die Lkw vom Hof, kommen teilweise nachts an, um erneut Treibstoffe für die Containerpötte aufzunehmen, die im Hafen liegen. "Das hier ist ein Industriegebiet. Deshalb können wir hier optimal arbeiten, ohne Nachbarn zu stören", sagt Schmalstieg. "Außerdem werden die Tanklastzüge in unserer eigenen Werkstatt selbst aufgebaut, das ist teuer." Und gefährlich. "Wenn hier mal etwas hochgeht, dagegen ist dann das Feuer an der Nartenstraße, als dort kürzlich ein Kautschuklager in Flammen stand, ein kleines Feuerwerk gewesen", sagt Schmalstieg.

Er befürchtet, dass betrunkene Besucher eines Eventbetriebs zu unkalkulierbaren Schäden führen könnten. "Uns sind aus den vergangenen Jahren etliche Probleme der Polizei mit Drogenhandel am Großmoorbogen bekannt. Bei der gewünschten Nutzungsänderung befürchten wir in diesem Bereich eine Zunahme mit entsprechenden Folgeerscheinungen, wie Beschaffungskriminalität, Prostitution und Werkstatteinbrüche", sagt Schmalstieg. Doch damit nicht genug. Ein Grundstücksmakler habe ihn besucht und ihm vorgeschlagen, doch sein 6000 Quadratmeter großes Gelände auch noch zu verkaufen. Schmalstieg kopfschüttelnd: "Der hat gesagt, ein Investor habe hier viel vor. Vielleicht entsteht sogar eine Großraumdisco." Für diese Menschenmassen, so der Unternehmenschef, gebe es keine Parkplätze. "Die stellen dann ihre Fahrzeuge vor unsere Einfahrt. Dann geht hier gar nichts mehr." Schmalstieg hat schon ein Schreiben an die Verwaltung abgeschickt, in dem er seine mitteilt. Und verkaufen, so der Spediteur, wolle er auf keinen Fall.

Im Harburger Rathaus konnte man sich vor einigen Wochen, wie berichtet, ein türkisches Hochzeitszentrum an jener Stelle vorstellen, so auf Nachfrage Baudezernent Jörg Heinrich Penner. Allerdings: "Wenn erst einmal eine Nutzungsänderung durch ist, kann man dort noch ganz andere Sachen aufziehen. Eine Großraumdisco wäre durchaus möglich, aber vielleicht auch ein Bordellbetrieb", sagt CDU-Kreischef Ralf Dieter Fischer. Die CDU spricht sich gegen die neuen Pläne aus. Fischer: "Diese Pläne kann man im Industriegebiet am Großmoorbogen nicht ernsthaft verwirklichen wollen." Eine Stellungnahme lag von der Bezirksverwaltung zu Redaktionsschluss nicht vor.

Und B.O.C.-Chef Krohne hofft nach wie vor, "dass wir uns doch noch einigen können und in Harburg bleiben."