100 Tage nach dem Start des Heidebahn-Nachfolgers “erixx“ sind die Anfangsschwierigkeiten überwunden

Buchholz/Schneverdingen/Soltau. Modernere Züge und ein Spitzentempo von 120 Kilometern pro Stunde sollten ab dem 11. Dezember 2011 die Bequemlichkeit erhöhen und die Fahrtdauer verkürzen. Doch der Start misslang, Pannen, Verspätungen und Zugausfälle sorgten für Verärgerung. Inzwischen ist der Heidebahn-Nachfolger "erixx: Der Heidesprinter" 100 Tage im Einsatz auf den Strecken des Heidekreuzes von Uelzen nach Bremen und von Hannover nach Buchholz.

Die neuen Züge waren mit Neugier und Vorfreude begrüßt worden, in Wintermoor feierten Bürger auf dem Bahnhof sogar ein kleines Willkommensfest. Doch schon am ersten Tag war nicht jeder Zug pünktlich, und die Serie der Probleme setzte sich fort. Bauarbeiten an der Strecke und an Bahnübergängen beeinträchtigten den "Heidesprinter", Züge verspäteten sich oder fuhren gar nicht. Passagiere warteten in der Kälte, Durchsagen an den Bahnsteigen fehlten. Viele Pendler kamen zu spät zur Arbeit, mancher fuhr mit dem Auto nach Tostedt, stieg dort in den Metronom.

Sechs Mal kam Wiebke Saß zu spät zur Arbeit - die Schneverdingerin macht in Winsen eine Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin. Sie muss in Buchholz und Harburg umsteigen. Um ihren Ausbildungsplatz nicht zu gefährden, nahm sie einen früheren Zug, um die Anschlusszüge nicht zu verpassen. Zum Trost schickte ihr das "erixx"-Kundenzentrum Gummibärchen. Pünktlichkeit wäre ihr lieber gewesen.

Mit dem Versprechen kürzerer Fahrtzeiten war "erixx" angetreten, um für zunächst acht Jahre den Personenverkehr auf den Strecken des Heidekreuzes zu übernehmen. Die Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE) hatten die Ausschreibung gewonnen und gründeten die erixx GmbH mit Sitz in Soltau als Tochterunternehmen.

Sprecherin Simone Heitmann zeigt Verständnis für die anfängliche Verärgerung vieler Fahrgäste, doch inzwischen fahre der "erixx" pünktlich nach Fahrplan. Von den Problemen sei man "selbst überrascht" gewesen. Inzwischen sei aber "Normalität im Zugbetrieb eingekehrt". Zu 95 Prozent seien die Züge im Februar pünktlich gewesen. "Wir gehen davon aus, dass wir dieses Ergebnis nochmals toppen können."

An verschiedenen Stellen werde Zeit eingespart, sagt Heitmann. Bauarbeiten seien abgeschlossen, eine bessere Abstimmung sorge dafür, dass der "Heidesprinter" im Großraum Hannover nicht mehr hinter S-Bahn oder Güterzügen herfahren müsse. Außerdem fahren jeden Tag drei Züge am frühen Morgen seit dem 5. Januar nicht mehr die gesamte Nord-Süd-Verbindung. Sie werden in Soltau "gebrochen", die Fahrgäste müssen in einen dort wartenden Anschlusszug umsteigen. Damit soll ein Dominoeffekt bei Verspätungen vermieden werden.

Beim Fahrgastbeirat für den Landkreis Harburg sei man zwischenzeitlich "sehr besorgt" wegen der Startschwierigkeiten gewesen, sagte im Januar Klaus Steinfatt aus Buchholz, der Sprecher der Arbeitsgruppe Bahn. Inzwischen habe er den Eindruck, dass sich der Betrieb "deutlich stabilisiert" habe. Seit Wochen seien beim Fahrgastbeirat keine Beschwerden mehr eingegangen.

Passagier Thomas Bressau aus dem Schneverdinger Ortsteil Wintermoor, der in Hamburger arbeitet, bestätigt, dass "erixx" inzwischen pünktlich sei. Er hat Verständnis: Die Abläufe seien eben vorab am Computer simuliert worden. Bis das in der Praxis funktioniere, dauere es etwas. Auch Wiebke Saß ist mittlerweile zufrieden. Höchstens mal ein paar Minuten Verspätung gebe es, aber insgesamt sei der Heidebahn-Nachfolger "nun wirklich ein Sprinter geworden".