Jesteburg soll sich zu einem Künstlerdorf entwickeln. Bürger werden in die Planung einbezogen

Jesteburg. Die Formulierungen lassen keinen Zweifel: "Wir profilieren uns als Kulturgemeinde mit hochwertigen und besonderen Angeboten. Wir sind eine gastfreundliche Gemeinde. Neben unseren kulturellen Angeboten finden unsere Gäste in Jesteburg attraktive Möglichkeiten für Aktivitäten in Natur und Landschaft." Das Leitbild, das sich die Gemeinde im "Zukunftskonzept Jesteburg 2020" gegeben hat, ist klar formuliert.

Wie aber sieht die Realität aus? Wie viel von dem, was die Politik vor vier Jahren beschlossen hat, ist umgesetzt worden? Der Workshop "Kunst und Kultur als Wirtschaftsfaktor" am Dienstag, 20. März, 19 Uhr, im Heimathaus am Niedersachsenplatz soll mehr Klarheit bringen. Er ist die Fortsetzung des Entwicklungsprozesses Jesteburg 2020 und soll die Bürger aktiv in die Gemeindearbeit einbinden. "Nicht nur Kunstinteressierte sind eingeladen, sondern alle, die etwas sagen wollen", sagt Gemeindedirektor Hans-Heinrich Höper. Moderator wird Thomas Wilken von Kontor 21 sein. Der Berater aus Hamburg ist vor allem auf nachhaltige Konzepte in der regionalen Entwicklung spezialisiert und hat bereits das Konzept vor vier Jahren erstellt. "Jesteburgs Ziel sollte nach wie vor sein, sich als Worpswede der Metropolregion Hamburg zu positionieren", sagt er. Auch wenn die Tradition in dem Künstlerdorf bei Bremen eine andere sei als in Jesteburg, seien die Orte vergleichbar.

Vor allem die Kunststätte Bossard stuft er als zentralen Bezugspunkt ein. Dementsprechend war es eines der Ziele vor vier Jahren, Bossard mit Hilfe eines Kunstpfads besser an das Ortszentrum anzuschließen. Auch ein Parkplatz sollte geschaffen werden, der mittlerweile realisiert ist. "Der Kunstpfad ist leider noch nicht weiter vorangekommen." Ebenfalls nicht in die Tat umgesetzt worden sind ein Künstlerstipendium, die künstlerisch gestalteten Ortseingänge und ein Kunsthotel. Es gab zwar Gespräche mit der Hotellerie, aber mehr nicht. Realisiert worden sind hingegen unter anderem der Märchenweg rund um den Lohhof und das neue Nutzungskonzept für das Heimathaus. Wilken empfiehlt Jesteburg, sich auf zwei wesentliche Dinge zu konzentrieren: den Kunstpfad nach Bossard und die Schaffung der Stelle eines hauptamtlichen Kulturbeauftragten. "Es gibt viele Initiativen, aber es mangelt an Professionalität." Denn auch wenn es keine konkreten Zahlen zur Wirtschaftskraft der Kultur in Jesteburg gebe, werde ihr Potenzial von vielen gar nicht erkannt. Wilken will deshalb vor allem die Bürger in die Beratung mit einbinden, damit sie die Pläne mit entwickeln können.

Oberstes Ziel des Workshops solle es sein, den Bürgerwillen herauszufinden, sagt auch Nathalie Boegel von der CDU. Kultur sei in erster Linie für die Menschen im Ort da. Die SPD denkt indes stärker an die Gäste, die kulturelle Angebote nutzen wollen und dafür nach Jesteburg kommen. Wolleman die Stelle eines Kulturbeauftragten schaffen, sollte es ein Kultur- und Tourismuskoordinator sein, der sich um den Veranstaltungskalender aller Kulturinitiativen kümmert", sagt Fraktionsvorsitzende Cornelia Ziegert.