International bekannte Künstler wie Dave Goodman gaben vor ihrem Auftritt in der Empore Buchholz Workshops für Hobbymusiker.

Buchholz. Kunden der Sparkassenfiliale an der Buchholzer Poststraße sind am Sonnabend neben dem Rattern der Kontoauszugsdrucker auch Töne zu Ohren gekommen, die untypisch sind für ein Bankfoyer. Zwischen Geldautomaten und Überweisungsterminals präsentierten vier Musiker aus der Region ihre Folk- und Rock-, Jazz- und Blues-Songs. Und in den oberen Etagen des eher zweckmäßig und nüchtern eingerichteten Bürogebäudes verfeinerten 120 Nachwuchs- und Hobbymusiker ihr Können.

Das dritte Buchholzer Gitarren-Festival traf auf reges Interesse. Viele Teilnehmer waren bereits im vorigen Jahr dabei, andere zog das erweiterte Angebot an. "Wir konnten leider nicht alle Anmeldungen annehmen", sagte Ulrike Seifert von der Buchholzer Geschäftsstelle der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Daher sollen bei der Neuauflage im kommenden Jahr mehr Kurse angeboten werden, bei Bedarf auch in größeren Räumen im benachbarten Veranstaltungszentrum Empore.

Erstmals gab es beim Gitarren-Festival auch einen Workshop zu der aus Südamerika stammende Cajón (spanisch: Kasten). Dieses Schlaginstrument hat sich in den vergangenen zwei Jahrhunderten entwickelt und ist inzwischen auch hierzulande etabliert. Seinen Ursprung hat es im Trommeln auf hölzernen Transportkisten für Fische oder Orangen. Gerade Kinder begeistern sich für die einfach zu handhabende Alternative zum Schlagzeug.

+++ Stars mit 20-jähriger Verspätung +++

Die meisten Anmeldungen gab es allerdings für den Anfängerkursus "Entdecke die Mundharmonika". Die Firma Hohner lieferte kurzerhand doppelt so viele Gratisprodukte aus wie geplant. Mehr als 30 junge und ältere Musikeinsteiger gingen mit ihrem ersten Instrument und einigen auf die Schnelle gelernten Liedern nach Hause.

Beigebracht hatte sie ihnen der Engländer Steve Baker, der am Abend mit den international bekannten Gitarristen Dave Goodman aus Kanada und Jaimi Faulkner aus Australien sowie Martin Röttger an der Cajón auf der Bühne der Empore stand.

"Ich bin ganz begeistert von Dave Goodman", sagte Dominik Pretzell über seinen 90-minütigen Crash-Kursus zum Thema "Slide Guitar" bei seinem musikalischen Vorbild. Der Schüler aus Buchholz bekam vor einem halben Jahr zu seinem 16. Geburtstag eine Gitarre geschenkt. An den ersten Tagen spielte er, bis seine Finger bluteten. Inzwischen hat er genügend Hornhaut auf den Fingerkuppen und denkt gar nicht ans Aufhören.

Motivation und viel Gefühl trotz abgehärteter Fingerspitzen benötigten auch die Teilnehmer des Workshops von Holger Hendel. Der Musiklehrer aus Soltau brachte ihnen das sogenannte "Fingerpicking" bei. Das melodische Zupfen der sechs Gitarrensaiten mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger demonstrierte er am Beispiel des Rockklassikers "Dust In The Wind" der US-Band Kansas aus dem Jahr 1977.

"Ich habe das Prinzip verstanden, muss aber noch ganz viel üben", fasste Alexandra Teichmann aus Wietzendorf nach dem Workshop zusammen. "Bisher bin ich immer an fehlender Zeit und Motivation gescheitert, aber jetzt will ich das Gelernte unbedingt umsetzen." Dozent Hendel hatte seinen Schülern als freiwillige Hausaufgabe mit auf den Weg gegeben, die Ballade, deren Text zufolge unverwirklichte Träume wie Staub im Wind verfliegen, nach eigenem Geschmack zu variieren.

"Bei der Interpretation eines Stücks gibt es keinen richtigen Weg, das Lied zu spielen", sagte Hendel. "Vertraut euren Ohren. Wenn's gut klingt, ist es richtig." Mit Feuereifer will auch Kay-Uwe Heuer die antrainierte Spieltechnik zu Zause wiederholen. "Ich habe wieder Lust aufs Gitarrespielen", sagte er. "Zuletzt habe ich in meiner Jugendzeit stundenlang geklampft."

Heuer gehört zu den sechs Männern und einer Frau um die 40, die am Sonnabend bei Hendel kostenlos Unterricht nahmen. Zu ihnen zählt auch Dietmar Hopp aus Buchholz, der erst vor zwei Jahren mit dem Gitarrenspielen begann. "Ich stehe noch am Anfang." Daher habe er sich teilweise überfordert gefühlt. Dozent Hendel beschreibt auf seine ganz eigene Art anerkennend, dass unter seinen Kursteilnehmern auch einige Fortgeschrittene waren. "Manche alte Hasen hatten es ordentlich unter den Flossen."