Trotzdem stößt Bauprojekt Neuländer Quarree auf Zustimmung

Harburg. Das Neuländer Quarree, ein Bauprojekt der Superlative mit fünf Bauteilen und 115 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche, soll - wie berichtet - in Harburg an der Neuländer Straße, Ecke Hannoversche Straße entstehen. 200 Millionen Euro will Günter Schönfeldt mit seiner P&S Grundstücks- und Vermögensverwaltungsfirma investieren.

Bereits 2015 sollen Technologiepark, Wohnen für Senioren und Studenten, Boardinghouse und Büros bezugsfertig sein. Indes: "Es liegt nur ein Vorbescheidsantrag vor. Bislang ist es nicht erlaubt, dort zu wohnen", sagt Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD). Knackpunkt ist die Firma Brenntag, die auf dem benachbarten Gelände an der Hannoverschen Straße 40 Chemikalien lagert und umschlägt - unter anderem auch giftiges Chlorgas. "Derartige Gase ziehen sogenannte Achtungskreise. Das Baugebiet fürs Neuländer Quarree liegt mittendrin", sagt Völsch. Trotzdem ist er optimistisch. "Wir sind in guten Gesprächen mit dem Betrieb und hoffen, dass sich diese Probleme im Laufe des Frühjahrs auflösen."

Kay Wolkau, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksversammlung, ist noch skeptisch. "Diese offenen Fragen müssen unbedingt geklärt werden, bevor man sich überhaupt ernsthaft mit dem Neuländer Quarree auseinandersetzt." Auch wünschen sich Harburgs Grüne "keine derart klotzige Architektur", so Wolkau, sondern etwas mehr Luftigkeit und Fantasie. "Denn es geht hier nicht nur ums Arbeiten, sondern auch ums Wohnen, und dabei ist Aufenthaltsqualität gefragt." Auch die Lokalpolitik habe Mitspracherecht bei den Planungen. "Und da traue ich der SPD-Mehrheitsfraktion nicht viel zu."

Die CDU wünscht sich ebenfalls mehr Mitspracherecht. "Deswegen ist es eine Frechheit vom Bezirksamtsleiter Völsch, nicht erst die Fraktionen über das Bauvorhaben zu informieren, sondern gleich damit an die Öffentlichkeit zu gehen", sagt Rainer Bliefernicht, stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Nichtsdestotrotz steht die CDU den Planungen positiv gegenüber. "Das ist ein tolles Projekt für Harburg."

Begeisterung auch bei der FDP. "Dieses Bauvorhaben stellt die IBA in den Schatten. Hier sind Aufgabenstellung und Ortsbezug in der richtigen Balance. Das Neuländer Quarree wird den Binnenhafen Harburgs als hochwertigen Arbeits- und interessanten Wohnstandort entscheidend voranbringen", sagt der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Kurt Duwe. Und Jürgen Heimath, Chef der SPD-Fraktion, sagt: "Das Projekt Neuländer Quarree halte ich für sehr seriös. Wenn man in der Stadt wohnt, muss man halt auch damit leben, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft Industrie angesiedelt hat."

Vom Sprecher der Brenntag AG, die voraussichtlich einen Teil ihrer gefährlichen Chemieprodukte an einen anderen Ort verlagern muss, gibt es nur eine recht allgemein gehaltene Stellungnahme: Vorgesehen sei eine Mischbebauung, die zu einem großen Teil aus Gewerbegebieten bestehen werde, so Sprecher Hubertus Spethmann. "Bei der Konzeption der Liegenschaft wird berücksichtigt, dass die Gebäude in direkter Nachbarschaft zur Brenntag GmbH entstehen. Aurelis, die Behörden und Brenntag GmbH befinden sich in einem gemeinschaftlichen Abstimmungsprozess verträgliche Bedingungen zu schaffen, die ein gutes nachbarschaftliches Nebeneinander gewährleisten."