Eine Glosse von Cornelia Putzbach

Es kann doch sein, dass im Keller oder unterm Dach so einiges schlummert, was vielleicht keinen emotionalen, aber durchaus Geldwert hat. Oder benutzen Sie das grauweiße, zart karierte Alltagsgeschirr mit kleiner Tasse und Zuckerdose aus den 60er-Jahren, das Ihnen eine wohlmeinende Tante einst vermacht hat, noch? Sehen Sie.

Aber wenn wir uns umgucken, ist genau dieser Look gerade schwer angesagt unter den retroaffinen Unter-Dreißigjährigen. Sie sitzen unter bombastischen braunen Lampenschirmen mit Troddeln - nicht mit Trotteln - und erstehen auf dem Flohmarkt so eine richtige Kaffeekanne mit goldigem Anfasser und Tropfenfänger.

Ein echter Nierentisch, er kann auch klein sein, rangiert ganz oben auf den Wunschlisten, passend dazu Salzstangenhalter und Brokatkissen. Das hat uns, die wir den Stil noch original erlebt haben, gerade gefehlt. Haben wir noch nie gemocht. Kein Gelsenkirchener Barock, keine Teakkommode, nichts Furniertes. Umso erstaunter schlendern wir an Geschäften vorbei mit Namen wie Look 64, Teak und Tütenlampe, Niere & Tisch.

In einer Anzeige, die einer dieser Läden kürzlich schaltete, wurde gezielt die Ü-50-Generation gebeten, doch mal im Keller und auf dem Dachboden nach eben solchen Originalen zu gucken. Die würden auch abgeholt werden, gegen Bares. Haben Sie da vielleicht noch etwas? Einen Kurbeltisch? Die alte Bowle-Schüssel? Oder gar so eine schlanke Kaffeekanne mit Tropfstopp?