Kreative aus dem Landkreis Harburg trafen sich am Wochenende in Seevetal auf einer Messe . Dabei waren Designer, Zeichner und Schneider.

Hittfeld. In kleinen Ateliers auf dem Lande kreieren sie Mode und Deko jenseits der Massenproduktion. Die kleine Szene von selbstständigen Designern, Schneidern und Zeichnern aus dem Landkreis Harburg und Gleichgesinnte aus Hamburg trafen sich am Sonnabend im Veranstaltungszentrum Burg Seevetal in Hittfeld zur Premiere der Messe "Leben und Art". Das Abendblatt stellt drei Kreative aus dem Landkreis Harburg vor.

Paris, Mailand... Ramelsloh? In ihrem Heimatdorf entwirft und produziert die Modeschneiderin Ramona Scharfenberg einen Hauch Luxus, den man eher am Neuen Wall in Hamburg vermuten würde. Ihre Braut- und Abendkleider vertreibt die 25-Jährige unter dem eigenen Modelabel "Mona Berg". Nicht zu verspielt, nicht zu romantisch, mit klaren Linien, so beschreibt sie ihre Kollektion. "Ich denke, dass ich den Hanseatenchic sehr gut treffe", sagt Ramona Scharfenberg.

Dass Brautmode überhaupt noch in Deutschland produziert wird, ist heute eher selten. Zu übermächtig ist die Konkurrenz aus Fernost. Der Hanseatenchic könnte die Nische des kleinen Modelabels sein, dass erst seit Ende Oktober 2011 auf dem Markt ist - zurzeit noch in der Souterrainwohnung im Eigenheim der Eltern.

+++ „Strich & Faden": Kreatives Vernetzen im "Lokal" +++

Vermutlich ist Ramona Scharfenberg die einzige Modeschöpferin Deutschlands, die in der Freiwilligen Feuerwehr Dienst schiebt. Das sei ihr Beitrag für das Dorf, sagt sie. In das für die Modeszene ungewöhnlich uneitle Bild passt, das Ramona Scharfenberg sich selbst als "Architektin für Kleider" bezeichnet. Das klingt hemdsärmeliger als Designerin. Immerhin hat sie dafür gesorgt, dass Frauen beim Feuerwehrball wieder Kleider statt Jeans oder Uniform tragen.

Was ist das Ziel der jungen Frau in der Modewelt? "Ich möchte, dass es in Hamburg zum guten Ton gehört, wenn man ein Brautkleid oder ein Abendkleid von Mona Berg trägt."

Pop-Art im Andy-Warhol-Stil ist heute zur Massenware verkommen. Es sei denn, Ralf Täuber aus Winsen-Roydorf schafft sie. Jede Hautfalte, jede Schattierung zeichnet er selbst auf dem Computerpad, das jeden seiner Striche auf den Monitor überträgt. Jedes Porträt ist ein Unikat.

Früher war der heute 65-Jährige in der Werbewirtschaft tätig, hat als Kreativdirektor in Paris und Hamburg gearbeitet. Ralf Täuber, im Ruhrgebiet aufgewachsen, ist an der Folkwang Hochschule ausgebildet worden, eine renommierte Adresse für Kunst und Design. Einen Markt für seine Portraits sieht Ralf Täuber in der Prominentenszene. Deshalb hat er Ina Müller gemalt und der Sängerin das Bild geschenkt.

Was war sein bisher ungewöhnlichstes Motiv? In Dubai wollte eine Frau mit Schleier ein Pop-Art-Portrait von sich haben. "Das war die erste verschleierte Frau, die ich gemalt habe", sagt Ralf Täuber.

Im Hauptberuf ist Rosemarie Darboven aus Stelle als kaufmännische Angestellte in der Leder- und Schuhindustrie tätig. Nebenbei vertreibt die 43-Jährige noch ihre eigene Schuhmarke: Weiche Krabbelschuhe aus Leder für kleine Kinder sowie Clogs für Männer und Frauen.

Das Leder, das auch verschiedene Markenschuhhersteller in Europa verwenden, bezieht Rosemarie Darboven von ihrem Arbeitgeber. Sie entwirft das Design, produziert werden die schadstoffgeprüften Puschen in Indien - so wird global ein Schuh daraus. Die Ware kommt mit der Luftfracht in das Steller Eigenheim.

Rosemarie Darboven ist die Veranstalterin der ersten Ausstellung "Leben und Art" im Landkreis Harburg. Sie will eine Neuauflage im nächsten Jahr organisieren. "Es existieren bestimmt noch viele kleine, unentdeckte Ateliers für Lebens- und Liebenswertes."