Winsen. Die Abiturienten des Gymnasiums Roydorf in Winsen können sich künftig an ihrer Schule zur Berufswahl beraten lassen. Das sogenannte Absolventenmanagement der Agentur für Arbeit, das normalerweise in den Räumen der Lüneburger Leuphana-Universität erreichbar ist, kommt ab sofort einmal im Monat an die Schule.

"Wir wollten die Anonymität überwinden und die Hemmschwelle senken, eine Beratung anzunehmen", sagt Schulleiter Michael Kiselowa. Bisher hätten Schüler für einen Beratungstermin einen halben Tag Unterricht versäumt. "Jetzt kann im günstigsten Fall eine Freistunde sinnvoll genutzt werden." Zum Auftakt ließen sich bereits zahlreiche Schüler beraten.

Die Berufswahl sei in den vergangenen Jahren komplexer geworden, sagt Judith Moll, Beraterin für akademische Berufe bei der Arbeitsagentur. Gerade Abiturienten müssten sich in einer Vielfalt von Möglichkeiten - klassisches Studium mit Bachelor und Master, duales Studium oder Ausbildung - eine Übersicht verschaffen. "Die Gründung vieler kleiner spezialisierter Fachhochschulen vergrößert die Qual der Wahl zusätzlich", sagt Moll. Schüler müssten sich zudem damit auseinandersetzen, welcher Weg realistisch zu ihren Talenten und Neigungen passe.

Erhöhten Beratungsbedarf sieht sie auch, weil Gymnasiasten mittlerweile erheblich früher die Schule verließen. "Durch frühere Einschulung, Abitur nach zwölf Jahren und ohne Wehrpflicht müssen auch die Schüler am Gymnasium schon mit 15 oder 16 ihre Berufswahl vorbereiten, während früher 20-Jährige zur Beratung kamen", sagt Moll. Haupt- und Realschulen hätten die Berufskunde bereits fest etabliert. Die Kooperation mit dem Luhe-Gymnasium ist aus ihrer Sicht ein wichtiger Schritt, um die Berufskunde an Gymnasien den heutigen Anforderungen anzupassen.