Der 100 Jahre alte Betriebshof an der Winsener Straße platzt bereits aus allen Nähten. Dort sind 300 Mitarbeiter beschäftigt, allein 291 Busfahrer.

Harburg. Wer in diesen Tagen mit seinem Auto an der Tankstelle vorbeifährt, der bekommt beim Anblick der hohen Spritpreise Tränen in den Augen. In der Chefetage der Hamburger Hochbahn AG (HHA), die in Hamburg neben dem U-Bahnnetz auch den größten Teil aller Buslinien betreibt, wird der Preisentwicklung mit gemischten Gefühlen entgegengeblickt. Einerseits muss auch die Busflotte zumeist mit teurem Dieselkraftstoff betankt werden, andererseits wissen die Hochbahner auch, dass in Zukunft noch mehr Autofahrer auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen werden.

"Die Fahrgaststeigerungen waren in den vergangenen zehn Jahren extrem", sagt HHA-Sprecherin Maja Weihgold, "in den vergangenen beiden Jahren waren sie mit zwei bis drei Prozent pro Jahr sogar besonders hoch. Die Mobilität wandelt sich. Die politische Willenserklärung sieht auch die Verlängerung der U-Bahnlinie U4 von der Hafencity bis zu den Elbbrücken vor. Bei weiter steigendem Fahrgastaufkommen würde es Sinn machen, die U-Bahn auch noch über die Elbe zu führen."

Die HHA feiert dieses Jahr 100-jähriges Bestehen und hat schon in den frühen Jahren ihres Daseins Schienenverkehr über die Elbe bis nach Harburg betrieben. An die elektrischen Straßenbahnen, die Jahrzehnte lang über Veddel, Wilhelmsburg durch zahlreiche Straßen der Harburger Innenstadt rollte, erinnern sich noch viele Bewohner des Bezirks mit Freude. 1972 war die Straßenbahn nach Harburg eingestellt worden, sechs Jahre bevor auch nördlich der Elbe ihr Betrieb endete.

Südlich der Elbe, an der Winsener Straße 83/Ecke Jägerstraße, hat die Hochbahn seit je her ihren Betriebshof für Fahrzeuge. Nach dem Aus für die Straßenbahn haben dort Ausschließlich Busse ihr Quartier. Insgesamt 115 Busse, davon 21 Gelenkbusse, sind für die Südregion mit ihren 34 Linien im Einsatz. 300 Mitarbeiter zählt der Betriebshof, davon 291 Busfahrer, die sich von früh bis spät im Schichtdienst ablösen. Die übrigen neun Mitarbeiter sind in der Betriebshofverwaltung, darunter Betriebshofmanager Jan Kobza und der erste Gruppenleiter Detlef Wieja. "Wegen der wachsenden Fahrgastzahlen müssen wir auch unseren Fuhrpark erweitern und weitere Mitarbeiter einstellen", sagt Kobza. Und der Betriebshof platzt inzwischen schon fast aus allen Nähten. Schon bald soll ein zusätzlicher Stellplatz im Harburger Binnenhafengebiet im Bereich Hannoversche Straße, Höhe Seevestraße, eingerichtet werden. Der nur etwa 600 Meter vom Harburger Busbahnhof entfernte Stellplatz wird als "Satellit" bezeichnet. Die Hamburger Hochbahn AG hat das Gelände bereits gekauft.

Wenn über Nacht der Busverkehr weitgehend ruht und fast alle Busse zu Hause sind, dann gibt es nur eine kurze Zeit der Ruhe. Auf dem Betriebshofgelände an der Winsener Straße ist auch das HHA-Tochterunternehmen Fahrzeugwerkstätten Falkenried GmbH (FFG) untergebracht, das sämtliche Werkstattarbeiten erledigt. Hier werden unter Leitung von Werkstattmeister Karl-Heinz Jansen werktags Busse von 4 bis 23 Uhr inspiziert und repariert, sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr. "Die Fahrzeuge werden regelmäßig überprüft und gewartet", sagt Gruppenleiter Detlef Wieja, "Sicherheit ist für uns oberstes Gebot." Und Busse haben am Ende ihres Lebens nicht selten eine Laufleistung von mehr als einer Million Kilometer auf der Uhr. Busfahrer Klaus Moje aus Wilstorf ist 63 Jahre alt und ist seit 39 Jahren mit Leib und Seele Busfahrer. Ich war von Anfang an auf den Linien der Südregion im Einsatz", sagt er. Einige Linien führen auch ins Stadtgebiet nördlich der Elbe, durch den Elbtunnel nach Altona oder über die Elbbrücken ins Stadtzentrum. Aber seine liebste Linie ist die Linie 152 vom Köhlbranddeich bis zum Friedhof Finkenriek. "Die Fahrgäste sind meistens sehr freundlich und die Strecke ist in der Regel ohne größere Behinderungen zu fahren.

Moje ist von der neuen Digitalfunktechnik in den Bussen angetan, die per Knopfdruck der Hamburger Einsatzzentrale alle Arten von Störungen meldet und im Notfall auch die Polizei zu Hilfe ruft.

Beste Erfahrungen hat die HHA in dem seit einem Jahr in den Bezirken Harburg und Bergedorf laufenden Versuch mit dem "Einstieg vorn" gesammelt, der ab 5. März im gesamten Stadtgebiet eingeführt wird. Maja Weihgold: "Die Zahl der Schwarzfahrer ging von 6,6 auf 1,7 Prozent zurück. Das brachte drei Millionen Euro mehr Erlös. Hochgerechnet auf die gesamte Stadt werden es etwa 24 Millionen Euro sein."