Mehr als 2000 Pflanzen mit jährlichem Verkaufserlös von mehreren 100 000 Euro wurden in Seevetaler Lagerhallen entdeckt.

Seevetal. Dieser Fund sorgte bei der Buchholzer Kriminalpolizei für Aufsehen: Als die Beamten am 7. Dezember des vergangenen Jahres wegen Ermittlungen in einer nicht näher genannten Sache mehrere Lagerhallen in Seevetal durchsuchen, stoßen sie plötzlich auf drei professionell betriebene Cannabis-Indoorplantagen. Mehr als 2000 Marihuanapflanzen gedeihen dort prächtig unter grünem Licht, einige stehen in voller Blüte und ragen 1,50 Meter in die Höhe, andere sind frisch gepflanzt und recken gerade ihre Köpfe aus der Erde.

Polizei wollte Ermittlungen nicht durch schnelle Veröffentlichung gefährden

"Einen Fund dieser Größe hat es im Landkreis Harburg noch nicht gegeben", sagt Jan Krüger, Pressesprecher der Polizeiinspektion Harburg in Buchholz. Dass die Polizei ihn erst jetzt öffentlich macht, begründet er mit den immer noch laufenden Ermittlungen, die man nicht gefährden wollte. Auch zu den Fragen, welche Ermittlungen die Kripo überhaupt zu den Lagerhallen führten und in welchem Ortsteil der Gemeinde sie genau liegen, könne er derzeit keine Angaben machen, sagt der Polizeisprecher.

Fakt ist bisher, dass ein 50-jähriger Seevetaler zwei der Hallen gemietet und betrieben hat. Er wird zwei Tage nach der Durchsuchung, am 9. Dezember, vorläufig festgenommen und vors Amtsgericht Winsen geführt. Derzeit sitzt er in Untersuchungshaft, macht aber keine Angaben zur Sache.

Die dritte Halle, in der mehr als 600 Marihuanapflanzen standen, war zum Zeitpunkt des Eintreffens der Polizei bereits abgeerntet. Die Beamten nahmen einen 38-jährigen Hamburger und einen 32-jährigen Harburger an der Plantage vorläufig fest. In der Wohnung des Hamburgers fanden sie 50 Gramm Kokain und 35 Gramm Opium. Der Harburger betrieb in seinem Schlafzimmer eine weitere Indoorplantage. Weil von den Männern keine Flucht- und Verdunkelungsgefahr ausging, kamen sie kurz nach der Festnahme wieder auf freien Fuß.

Vor allem die hohe Professionalität der insgesamt rund 600 Quadratmeter großen Anlage fiel der Polizei ins Auge. Zum einen war sie extra so konzipiert, dass die Hanfpflanzen in unterschiedlichen Wachstumsstadien waren, damit sie durchgängig abgeerntet werden können. Zum anderen gab es eine hochwertige Ausrüstung zur Pflege und Weiterverarbeitung der Pflanzen sowie eine elektronische Geldzählmaschine.

Um nach außen hin nicht wegen hoher Strom- und Wasserkosten aufzufallen, war eine separate Wasserrückgewinnungsanlage für die Bewässerung der Cannabispflanzen eingebaut worden. Zudem fanden die Beamten mehrere zirka 50 Meter lange Starkstromkabel vor, die zwischen den Lagerhallen verlegt waren. Sie versorgten die einzelnen Hallen mit Strom, der nicht etwa aus der Steckdose kam, sondern von mehreren Dieselgeneratoren.

Die Polizei geht davon aus, dass die Plantagen voraussichtlich seit dem Jahr 2009 in Seevetal betrieben wurden. Anhand welcher Indizien sie zu diesem Ergebnis kam, konnte Sprecher Jan Krüger nicht sagen. Er erklärte nur, dass man es zum Beispiel an den Haltbarkeitsdaten auf einigen Verpackungen oder an dem Zeitpunkt erkennen könne, an dem der Mietvertrag für die Hallen abgeschlossen wurde. Laut Gutachten des Landeskriminalamts Niedersachsen haben die in Seevetal vorgefundenen mehr als 2000 Pflanzen einen jährlichen Verkaufserlös von mehreren 100 000 Euro.

40 Beamte für das Abernten und den Abtransport der Pflanzen im Einsatz

Die Lagerhallen selbst sind mittlerweile leer. Für das Abernten und den Abtransport der Pflanzen sowie des sämtlichen Plantagenzubehörs waren mehr als 40 Beamte der Bereitschaftspolizei und mehrere Lastwagen im Einsatz. Im Labor wurde dann unter anderem der Wirkstoffgehalt analysiert, um Informationen über die Art und Herkunft der Marihuanapflanzen zu bekommen.

Die weiteren Ermittlungen müssten jetzt klären, wie die Drogen vertrieben wurden oder ob es Hinweise auf Dealer und auf Konsumenten gebe, sagt Krüger. Wann ein mögliches Gerichtsverfahren gegen den 50-jährigen Seevetaler oder die anderen Männer eröffnet wird, sei noch offen.