Wilhelmsburg. Es war eine geglückte Premiere. Erstmals setzten die Sprengmeister des Kampfmittelräumdienstes bei der Entschärfung einer Fliegerbombe in Hamburg ein Wasserschneidegerät ein. Das neue Verfahren bringt nicht nur mehr Sicherheit für die Sprengmeister, es verkürzt auch die Zeit der Entschärfung deutlich.

Es war ein echtes "Prachtstück" von Blindgänger, das am Montagabend am Niedergeorgswerder Deich aus sieben Meter Tiefe gehoben wurde. Vollkommen intakt, ohne Dellen, sogar mit lesbarer Beschriftung lag die 1000 Pfund schwere amerikanische Fliegerbombe vor den Sprengmeistern. Die in dem moorigen Boden gut erhaltene Sprengbombe bot die ideale Voraussetzung für den Einsatz des Wasserschneidegerätes. Das mit einem Magneten an dem Blindgänger befestigte Gerät konnte problemlos angesetzt werden.

"Wir haben lediglich sechs Minuten für den eigentlichen Entschärfungsvorgang gebraucht", sagt Peter Bodes. "Das ist schon extrem kurz. Bislang haben wir mit Hammer und Rohrzange den Zünder herausgedreht. Das hat um im Durchschnitt um die 40 Minuten gedauert." Für den Kampfmittelräumdienst bedeutet das nicht, dass sie früher fertig sind. "Das Verfahren ist eine Exotentechnik und sehr anspruchsvoll", sagt Bodes. Die Anlage muss nicht nur aufgebaut, sondern anschließend auch wieder abgebaut und gereinigt werden. "Da war man mit Hammer und Rohrzange schneller fertig", so der Sprengmeister. Sicherer ist der eigentliche Entschärfungsvorgang geworden. In dieser Phase können die Kampfmittelräumer in einem sicheren Spezialcontainer in Sichtweite sitzen. Die Entschärfung wird dann via Videokamera übertragen. So kann man genau verfolgen wie der mit Sand vermischte Wasserstrahl mit 2600 bar auf den Bombenboden trifft und ein kreisrundes Loch um den Aufschlagzünder schneidet, bis der aus dem Boden herausgetrennt ist.

Gefahr lauert dafür an anderer Stelle. Mit 2600 bar aus dem Hochdruckschlauch gepresstes Wasser würde bei einem Menschen schlimmste Verletzungen verursachen. "Man würde es zunächst nicht einmal merken. So scharf ist der Strahl", sagt Bodes. "Deshalb hatte ich bei diesem ersten Einsatz auch die ganze Zeit die Sicherheit meiner Männer im Blick."

Den Vorteil durch das neue Gerät haben vor allem die Hamburger, weil Evakuierungen oder Sperrungen nicht mehr ganz so lange dauern. Am Montagabend werden das viele Autofahrer aber nicht gewürdigt haben. Weil wegen der Entschärfung auch die Wilhelmsburger Reichsstraße und die A 255 für rund eine Stunde gesperrt werden mussten, kam es zu langen Staus.