Bahnpendler aus dem nordöstlichen Landkreis müssen vormittags noch in Harburg umsteigen. Dank der S4 werden bald Züge und Kapazitäten frei.

Harburg. Berufstätige, die in den Gemeinden entlang der Bahnstrecke zwischen Harburg und Winsen wohnen, können auf eine Direktverbindung von ihrem Heimatort in die Hamburger Innenstadt hoffen. Der Grund für die bessere Anbindung des Südens der Metropolregion ist paradoxerweise der mögliche Ausbau des Schienennahverkehrs in den Nordosten des Hamburger Speckgürtels.

In den kommenden Tagen soll mit der sogenannten Vorentwurfsplanung für eine neue S-Bahn-Linie nach Bad Oldesloe begonnen werden. Mit der für das Jahr 2020 geplanten Inbetriebnahme der S 4 würden 104 Regionalzüge weniger an den Bahnsteigen in der zentralen Station der Hansestadt halten. Denn die S-Bahnen haben ihre eigenen vier Gleise am Rand sowie außerhalb des vor 105 Jahren eröffneten Gebäudes im Stadtteil St. Georg.

"Wir würden die frei werdenden Kapazitäten gern nutzen", sagt Hagen Tronje Grützmacher, Sprecher der Metronom Eisenbahngesellschaft. Das Uelzener Unternehmen bedient derzeit drei Nahverkehrsstrecken, die durch den Landkreis Harburg führen. Aber nur die Züge von und nach Bremen beziehungsweise Cuxhaven fahren beinahe alle bis zum Hamburger Hauptbahnhof durch.

"Viele Pendler aus dem östlichen Landkreis Harburg ärgert, dass ihre Metronom-Regionalzüge nur bis zum Bahnhof Harburg fahren", sagt Stefan Kindermann. Er setzt sich als Sprecher des regionalen Fahrgastbeirats ehrenamtlich für die Interessen von Bahnkunden ein. Seine Kritik: Jeden Vormittag müssten viele Hundert Passagiere in die S-Bahn umsteigen - was nicht gerade komfortabel sei.

Betroffen sind die Fahrgäste der Metronom-Regionalzüge, die wochentags zwischen 9.33 und 13.33 Uhr stündlich in Lüneburg starten und westlich von Winsen auch die Stationen Ashausen, Stelle, Maschen und Meckelfeld bedienen. Für die Gegenrichtung gilt entsprechend, dass die stündlich verkehrenden "MEr"-Züge zwischen 8.46 und 14.46 Uhr mit einer Ausnahme erst in Harburg starten.

"Das ist das Ergebnis von Verhandlungen zwischen den Bundesländern Niedersachsen und Hamburg", sagt Jan Görnemann. "Wir werden für dieses Problem aber einen Weg finden", verspricht der technische Geschäftsführer der Metronom Eisenbahngesellschaft weiter. "Dafür setze ich mich ein." Seitdem die in den frühen Morgenstunden verkehrenden Züge auf dieser Strecke bis zum Hamburger Hauptbahnhof durchfahren, seien deren Passagierzahlen "erheblich gestiegen."

Gelegenheit, auf mehr Haltemöglichkeiten im Hauptbahnhof zu pochen, bekommt der Metronom-Geschäftsführer bei den sogenannten Trassenanmeldungen. "Die Zahl dieser Bestellungen für Schienenverkehre hat mit knapp 56 000 bei der Erstellung des diesjährigen Netzfahrplans einen neuen Rekord erreicht", sagt Sabine Brunkhorst vom Hamburger Regionalbüro der Deutsche Bahn Mobility Logistics AG. "Der bereits im vergangenen Jahr erkennbare positive Wachstumstrend setzte sich mit einer Zuwachsrate von knapp sieben Prozent fort", so Brunkhorst. "Die Kundenanmeldungen für den Personenverkehr nahmen um mehr als zehn Prozent zu."

Die Lage an dem bereits heute oftmals verstopften Nadelöhr am Steintorwall dürfte sich vorerst verschlechtern: Der Hamburger Senat rechnet damit, dass in fünf Jahren 98 zusätzliche Personenzüge den Hauptbahnhof passieren werden. Jeweils sechs zusätzliche Abfahrten und Ankünfte sind dabei für die Strecke zwischen Hamburg und Lüneburg vorgesehen.