Erfolgreicher Neustart von “Marias Ballroom“ im Harburger Phoenix-Viertel. Nächstes Konzert am Freitag. Jam-Session einmal im Monat.

Harburg. Entspannt sitzt der Veranstalter Heimo Rademaker auf einem Barhocker auf der Bühne seines Konzertraumes "Marias Ballroom". Offiziell ist besagte Maria die Besitzerin der Kneipe "Bei Maria" nebenan und des Nebenraums mit Bühne und eigener Bar, aber Heimo kümmert sich um alles, was es in Sachen Konzerte zu organisieren gibt.

Anfang September 2011 wurde der "Ballroom" wieder eröffnet. Zuvor hatte es ein paar kleinere Beschwerden von anonymen Anrufern aus Telefonzellen und vor allem Probleme mit der Konzession gegeben. Die Bewohner selbst seien aber nie vorbei gekommen, und die Polizei musste auch nicht einschreiten. Auf die Konzessions-Problematik wurde reagiert, ein Notausgang eingerichtet, die Lüftung ausgebessert und die Schallisolation an allen Ecken und Enden verstärkt. Inzwischen hört man schon im Nachbarhaus so gut wie nichts mehr, wenn man nicht ganz genau hinhört. Die Atmosphäre wirkt sehr familiär und ruhig, und das obwohl in großer Regelmäßigkeit Konzerte stattfinden.

Jeden Freitag und Sonnabend treten Bands auf, manchmal auch zwei Bands am Abend. An jedem dritten Mittwoch im Monat gibt es eine Jam-Session mit der Hausband, bei der das Publikum auch selbst auf die Bühne gehen kann um mitzurocken. Es gibt eine Lichtanlage, eine Bar, ein Mischpult und sogar eine Couch für die gemütlicheren Runden oder zum Ausruhen. "Wir haben acht bis zehn ehrenamtliche Mitarbeiter, die uns helfen". Die werden nach Bedarf an allen Stationen eingesetzt. Selbst die Hausband besteht zum Teil aus Heimos Freunden.

Seit drei Jahren organisiert der gebürtige Harburger die Konzerte. Die Räume haben dieses Jahr aber bereits ihr hundertjähriges Bestehen. "Früher haben hier viele politische Treffen der SPD, aber auch Hochzeiten und anderes stattgefunden", aber hauptsächlich genutzt wurden die Räumlichkeiten damals von Zimmermännern und Maurern, die dort ihre Treffen und Versammlungen hatten. Diese Vereinigungen treffen sich immer noch regelmäßig einmal im Monat, auch wenn ihre Mitgliederzahl nicht gerade zunimmt.

Blueskonzert in "Marias Ballroom"

Die Besucherzahlen in "Marias Ballroom" dagegen entwickeln sich seit September positiv, sagt der Koordinator. Sie seien sehr zufriedenstellend. Je nach Veranstaltung variiert die Zahl der Gäste. Der Raum ist aber regelmäßig mit 120 Leuten gut gefüllt. "Blues-Rock läuft immer sehr gut, vor allem weil die Gäste dann immer viel Jack Daniel's mit Cola trinken", kommentiert er schmunzelnd. "Bei den Konzerten mit mehr Frauen im Publikum wird eben mehr Beck's und Mischbier getrunken." Auf diese Art und Weise mischt sich das Publikum je nach Musikrichtung und Geschmack regelmäßig durch, auch wenn die Altersklasse, mit circa 30 Jahren und älter, immer gleich bleibt. Die Bandbreite der Musik ist eher rocklastig, auch wenn die Konzerte von Classic Rock über Jazz bis zu Metal reichen. Auf die Frage, woher die Bands und wie sie in den "Ballroom" kommen, erklärt Heimo, dass am Anfang die Gruppen häufig über Freunde und den Bekanntenkreis vermittelt wurden, die Mundpropaganda aber sehr gut funktioniert hat. Jetzt kommen die Musiker von selbst zu ihm, schicken ihm Demo-CDs und stellen über die Internetseite und E-Mails Anfragen für Auftritte. "Die Bands kommen aus Hamburg und dem weiteren Norden Deutschlands, und diesen Freitag kommt eine psychedelische Rockband sogar aus Sachsen angereist." Die Bands aus Hamburg bringen auch ortsfremdes Publikum nach Harburg, was dem Bezirk zugute kommt.

Die kulturelle Situation stelle sich hier nicht so gut dar, sagt der Organisator. Es habe in den vergangenen Jahren kaum eine Entwicklung gegeben. Die Musikkneipe "Consortium" hatte letztes Jahr im Juli die Pforten endgültig geschlossen. Bis dahin war sie ein beliebter Veranstaltungsort gewesen. Als Alternative bleiben nun noch der Rieckhof, der Irish Pub und das Stellwerk im Bahnhof. "Wir haben aber genau die richtige Größe für unser Publikum und diese Musikrichtungen in Harburg". Die Wiedereröffnung im September sei aber unabhängig von der Schließung des "Consortiums" gewesen.

"Marias Ballroom" ist Teil einer losen Verbindung von Kneipen, Konzerträumen und Museen. Diese feiern einmal im Jahr die "Süd-Kultur Music Night" bei welcher für ganz unterschiedliche Locations geworben wird, um Harburg und sein Nachtleben von seiner besten kultureller Seite zu präsentieren. Die Veranstalter sprechen sich auch untereinander ab und geben sich gegenseitig Hilfestellung, damit das Nachtleben abwechslungsreich bleiben kann. Diese Absprache ist angesichts fehlenden Geldes und Raumes auch dringend notwendig. Zur Situation der Umgebung von "Marias Ballroom" hat der 49-Jährige eine eigene Meinung. Das Phoenix-Viertel sei stellenweise schon problematisch, auch wenn er selbst mit seiner Location nie Ärger gehabt habe. In der gesamten Zeit musste lediglich einmal ein Gast hinausbegleitet werden, weil er nicht mehr in der Lage war, den Weg alleine zu bestreiten. Er fände es aber schön, wenn sich dadurch, dass er so viel Zulauf hat, die Stimmung im gesamten Quartier auf lange Sicht möglicherweise wieder etwas entspannen könnte.

Weitere Termine: "Polis" (KrautRock aus Plauen), Psychedelische Rockmusik, Freitag, 17. Februar, Beginn 21 Uhr, Eintritt 5 Euro.

"Booze, Beer and Rhythm", Classic Rock aus Norddeutschland, Sonnabend, 18. Februar, Beginn 21 Uhr, Eintritt 8 Euro