Kirchenkreis Hamburg-Ost will offenbar Förderung des Kulturprogramms “Klangkirche“ kürzen. Dreifaltigkeitskirche in Harburg betroffen.

Harburg. Dem Kulturprogramm "Hamburger Klangkirche" in der Dreifaltigkeitskirche in der Harburger Altstadt droht möglicherweise ab dem Jahr 2013 das Aus. Der Kirchenkreis Hamburg-Ost unterstütze die St. Trinitatisgemeinde bei der Erarbeitung eines Konzeptes, um den Standort Dreifaltigkeitskirche und die Finanzierung der "Klangkirche" zu sichern, sagt die Sprecherin des Kirchenkreises Hamburg-Ost, Susanne Gerbsch, dem Abendblatt. Ein Ergebnis dieser Überlegungen werde aber frühestens im Sommer vorliegen.

Damit steht das Kulturprogramm "Hamburger Klangkirche" auf dem Prüfstand. In den vergangenen zwei Jahren förderte der Kirchenkreis Hamburg-Ost die Dreifaltigkeitskirche an der Neuen Straße jeweils mit etwa 35 000 Euro pro Jahr für Konzerte, Lesungen und Theatervorführungen. In diesem Jahr sei die Förderung geringer, so die Kirchenkreissprecherin. Die genaue Summe nennt sie nicht.

Der Kirchenkreis Hamburg-Ost realisiert das Kulturprojekt in Zusammenarbeit mit der Konzertagentur Living Music aus Bad Bramstedt. Ob der Kirchenkreis mit der Resonanz zufrieden sei? Die Besucherzahlen seien schwankend, sagt Susanne Gerbsch. Die Dreifaltigkeitskirche bietet etwa 300 Menschen Platz. Durchschnittlich 130 Menschen besuchten jeweils in den Jahren 2008 bis 2010 ein Konzert in der "Klangkirche".

Hintergrund für die Gründung der "Klangkirche" war ein Rückgang der Zahl der Kirchenmitglieder. Im Jahr 2006 schlossen sich deshalb die Gemeinden der Dreifaltigkeitskirche und der St. Johanniskirche zur St. Trinitatisgemeinde zusammen. Während in der Johanniskirche Gottesdienste gefeiert werden, startete die Dreifaltigkeitskirche im Jahr 2008 ein internationales Musikprogramm mit Jazz, Soul, Gospel, Blues, Folk und Klassik. Schirmherrin ist die Sängerin Inga Rumpf ("Frumpy" und "Atlantis"). Auch Bill Ramsey und Paul Kuhn gaben in der "Klangkirche" Konzerte. Ursprünglich war die Idee gewesen, ein Gotteshaus aufzugeben, um einen Spareffekt zu erzielen.

Sollte der Kulturort Dreifaltigkeitskirche aufgegeben werden, wäre das ein großer Verlust, sagt der Kantor der St. Trinitatisgemeinde, Rainer Schmitz. Das Gebäude biete einen sensationell trockenen Klang. Zum Beispiel habe Inga Rumpf nicht ohne Grund ihre Neujahrskonzerte aus dem Hamburger Michel in die Dreifaltigkeitskirche nach Harburg verlegt.

Der Raum mit den großen Glasfenstern und der ungewöhnlichen Backsteinfassade vermittelt Künstlern das Gefühl, in einem überdimensional großen Tonstudio zu sein. Musiker, die Verstärker einsetzen, fühlten sich wie in einem Tonstudio, weil der Klang überhaupt nicht beeinflusst werde, sagt Rainer Schmitz. "Ich habe nie verstanden", sagt er, "dass die Dreifaltigkeitskirche noch nicht als Aufnahmeort für Bands entdeckt worden ist."

Zu dem Tonstudioeffekt trägt offenbar die Backstein-Innenfassade bei. Der Architekt hat die gelöcherten Steine nicht wie normalerweise üblich quer anordnen, sondern hochkant mauern lassen und so eine ungewöhnliche Optik geschaffen, eine Wand mit überraschender Struktur. Durch die Anordnung der Backsteine zeigen sich auf der Wand Silhouetten von Häusern und Fenstern, eine urbane Ästhetik, die in den 1960er-Jahren im Trend lag.

Auch kunsthistorisch ist die denkmalgeschützte Dreifaltigkeitskirche wertvoll. Das Bauwerk dokumentiert die ursprüngliche Dreifaltigkeitskirche, die 1650 bis 1652 erbaut worden war. Während des Zweiten Weltkrieges wurde sie zerstört. Nur noch die Westwand ist heute von ihr übrig geblieben. "Die heutige Architektur ist eine abstrahierte Fassung der alten Dreifaltigkeitskirche", sagt Rainer Schmitz. Das ursprüngliche Gotteshaus war größer, bot etwa 800 Menschen Platz.

Einmal im Monat wird die Dreifaltigkeitskirche zum Konzertraum. Zusätzlich organisiert der Kreiskantor Rainer Schmitz regelmäßig einige traditionelle Kirchenkonzerte: die "Musica Cruces" am Karfreitag, den Gottesdienst zum Hafenfest, das Harburger Silvesterkonzert und die Harburger Orgelwoche.

Die nächsten Konzerte in der Dreifaltigkeitskirche in Harburg, Neue Straße. Harburger Orgelwochen: Bearbeitungen von Kantatensätzen und andere Orgelwerke von Johann Sebastian Bach, Orgel: Klaus Singer, Sonntag, 19. Februar, 17 Uhr, Eintritt frei. "Spirit of the blues": Abi Wallenstein, Georg Schroeter, Marc Breitfelder & Martin Röttger, Freitag, 2. März, 20 Uhr, Eintritt: 22 Euro.