Naturfreunde Nordheide sind entsetzt über das vorgeschlagene Projekt im Garlstorfer Wald

Buchholz/Winsen. Mit drastischen Worten melden sich die Naturfreunde Nordheide zu dem Projekt "Waldkronenpfad" zu Wort. Der von der Kreisverwaltung kürzlich vorgestellte Pfad sei nichts als "Unfug", eine "Luftschloss-Bastelei" und "bloße Touristenattraktion", schreibt der Vorsitzende der Regionalorganisation, Bernd Wenzel aus Buchholz, in einem offenen Brief.

Die vorweggenommene Zustimmung von Detlef Gumz, dem Leiter der Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege beim Landkreis, mache in seinen Augen einmal mehr deutlich, wie gleichgültig dem Landkreis Harburg die Meinung der Naturschutzverbände zu sein scheine, erklärt er. Er habe schon lange den Eindruck, dass die gesamten Naturschutz-Anhörungsverfahren bei bestimmten Vorhaben nur Alibi-Veranstaltungen seien.

In der jüngsten Sitzung des Wirtschafts- und Tourismusausschusses des Kreises hatte Detlef Gumz gemeinsam mit Hilke Feddersen, verantwortlich für Regionalentwicklung im Landkreis, für den Waldkronenpfad im Garlstorfer Wald geworben, bei dem eine Art Brücke auf Höhe der Baumkronen entstehen könnte. Von dieser bis zu 40 Meter hohen Brücke aus würden Besucher den Wald aus einer ganz neuen Perspektive erleben, hieß es. Als Referenz für eine erfolgreiche Umsetzung nannten sie den Waldkronenpfad im thüringischen Hainich.

Genau diesen Pfad haben auch die Naturfreunde und Bernd Wenzel vor Kurzem auf einer Wanderreise besucht, und ihr Urteil ist vernichtend. Nur wenige Schildchen mit Informationen über diesen oder jenen Baum hätten am Geländer gehangen, mehr habe es nicht gegeben, erklärt Wenzel. Bereits nach den ersten zehn bis zwanzig Metern sei das Erlebnis des Gehens in der Höhe erledigt. So seien im Hainich viele Besuche nach 20 bis 30 Metern umgekehrt und mit dem Fahrstuhl wieder heruntergefahren. Entscheidend sei für sie dann die Frage gewesen: Wo ist das nächste Restaurant? Dorthin habe sich der größte Teil der Busladungen voller Ausflügler ergossen, berichtet er.

Letztlich würde bei so einem Projekt nur ein ganzer Landschaftsteil mit scheußlichen Stelzen und dachartigen Hochwegen aus Metall oder Holz zugestellt und seines Charakters beraubt. In Wahrheit würde nichts als ein Vehikel für den Profit einiger weniger Speisegaststätten in die Landschaft gestellt, findet Wenzel.

Für eine wirtschaftlich schwache Region wie den Hainich möge man eine solche Verzweiflungstat vielleicht noch gerade akzeptieren. Bei der Nordheide, die zum wohlhabenden Speckgürtel Hamburgs gehört, sehe das aber anders aus. Zudem sei der Reichtum an Laubwald hier auch nicht gerade groß. Jeder Zipfel müsse deshalb geschützt, seinen ökologischen Wert bewahrt und für den Freizeitgenuss der Menschen erhalten werden.