Stadtentwicklung und Kultur sollen nicht nur nach ihrer Verwertbarkeit beurteilt werden

Harburg. Für Barbara Kisseler gehören Stadtentwicklung und Kultur zusammen. Die Hamburger Kultursenatorin stellte ihren Vortrag bei der Ringvorlesung "Vom Nützlichen und Schönen - Begegnungen von Technik und Kunst" am Dienstagabend an der Technischen Universität Hamburg-Harburg unter das Motto "zusammendenken, was zusammengehört". Kisseler: "Politiker sollten Kultur nicht nur als Mittel zum Zweck sehen, sondern als Haltung begreifen." Künstler hätten ihrer Meinung nach nicht nur die Aufgabe, Industriebrachen "trockenzuwohnen", die dadurch am Immobilienmarkt aufgewertet werden.

Trotz Kisselers Kritik an ihren Politikerkollegen, die Kultur vor allem nach ihrer Verwertbarkeit für ökonomische Zwecke beurteilen, gab es auch während ihrer Rede im Harburger Hörsaal Zwischenrufe. Insbesondere als die Kultursenatorin die Pläne für die Hamburger Elbphilharmonie verteidigte, wurde Kritik laut. Zustimmung erhielt sie dagegen für ihre Darstellung der derzeitigen kulturellen Lage in der restlichen Hafen-City: "Ein Edeka-Laden allein reicht als soziokulturelles Zentrum noch nicht aus."

Vorbildlich für den neuen Stadtteil an der Elbe sei der östliche Teil mit der Oberhafenkantine und erhaltenen Lagerschuppen entlang der alten Bahnschienen. "Diese Gebäude lassen den Besucher den ursprünglichen Charakter des Viertels spüren und zeigen seine Geschichte." Der Oberhafen biete damit ein "Biotop für Künstler". Eine weitere "kluge Umnutzung von Bestehendem für die Kultur" stellten auch die Harburger Phoenix-Hallen dar.

Um für weitere Positivbeispiele im Hamburger Süden zu sorgen, forderte Kisseler alle Kulturschaffenden auf, "penetranter zu sein und sich nicht von den Hürden abschrecken zu lassen, die Behörden um sich aufbauen". Timo Gorf vom Heimfelder Verein "Alles wird schön" nutzte diese Steilvorlage der Senatorin, um sie auf die bei der von ihr geführten Kulturbehörde Förderanträge für ein soziokulturelles Zentrum in der ehemaligen Akademie für Musik und Kultur in der Hans-Fitze-Straße 33 hinzuweisen. Gorf: "Wir wollen etwas bewirken, was in Harburg schon seit langer Zeit fehlt."