Eine Glosse von Frank Adrian

Eigentlich bin ich nicht abergläubisch. Da ich in früher Jugend zur See fuhr, weiß ich, dass es zum Beispiel Klabautermänner gibt. Aber das hat natürlich überhaupt nichts mit Aberglauben zu tun, was jeder Seemann bestätigen wird.

Doch gestern erblickte ich dieses Ein-Cent-Stück. Es lag auf der Straße und strahlte mich kupferfarben an. Ich weiß wirklich nicht, warum ich plötzlich dachte: "Das ist mein Glücks-Cent!" Ich hob diese geringste Werteinheit unserer Währung also auf. Sie liegt jetzt als Glücks-Cent auf dem Schreibtisch. Noch nie habe ich an die Magie der sogenannten Glückspfennige oder Glücks-Cents geglaubt. Wer tut das schon durch und durch überzeugt? Warum ich heute auf das Thema komme? Weil ich eben erfuhr, dass ein unerwarteter Geldbetrag eingegangen ist. Das ist natürlich Zufall und nicht auf den Glücks-Cent zurückzuführen, der auf dem Schreibtisch liegt. Oder womöglich doch?

Ob ein Glücks-Cent, wenn er denn Glück bringen kann, nur auf das Glück in Geldangelegenheiten spezialisiert ist? Mal sehen, was die nächste Zeit wohl bringt oder einbringt. Vielleicht muss man erst ein wenig Glück haben, um an die Wirkung von Glücks-Cents zu glauben.

Entsteht so Aberglauben? Dann könnte ich auch abergläubisch werden. Zumindest für die Dauer der Glücksphase. In den Maximen und Reflexionen von Goethe ist zu lesen: "Der Aberglaube ist die Poesie des Lebens." Na bitte, dann könnte ich vielleicht auf poetische Art noch zu Geld kommen.