Die ReGe beklagt, dass der feuchte Winter den Bau der Umgehungsstraße Finkenwerder behindert

Finkenwerder. Der Plan war eindeutig: Bis zum 31. Juli 2012 sollte die Umgehungsstraße Finkenwerder fertiggestellt werden. Aber jetzt stellt die ReGe Hamburg Projekt-Realisierungsgesellschaft den Eröffnungstermin in Frage: "Weite Bereiche der Bauflächen stehen unter Wasser. Fällige Erdarbeiten sind nicht möglich. Der ohnehin weiche Marschboden ist so stark durchnässt, dass der zum Unterbau aufzubringende Sand umgehend verschlicken würde", sagt Reinhard Stadie, ReGe-Projektleiter Umgehungsstraße Finkenwerder. "Bevor wir die Auswirkungen auf den Fertigstellungstermin genau bemessen können, müssen wir jetzt erst einmal die Wiederaufnahme der Arbeiten abwarten."

Bis Anfang Dezember konnten die Baumaßnahmen der Ortsumgehung Finkenwerder planmäßig fortgesetzt werden. "Trotz der beiden eisigen Winter 2009 und 2010, durch die wir witterungsbedingt das Zeitpolster aufgebraucht haben, war es im vergangenen Jahr aufgrund der zahlreichen trockenen Monate gelungen, die Fertigstellung der Ortsumgehung auf den Sommer 2012 zu terminieren", sagt Stadie. Der gesamte 2700 Meter lange Hakengraben wurde um sechs Meter in Richtung Süden verlegt. Insgesamt 4500 Meter Straßendamm wurden in mehreren Schritten um bis zu fünf Meter mit Sand erhöht und zur Verfestigung des Untergrundes 350 Betonpfähle aufgrund des weichen Marschbodens bis zu 13 Meter tief in die Erde gesenkt.

Die künftig 5,5 Kilometer lange Umgehungsstraße führt über sechs Brücken mit Spannweiten von 10 bis 100 Metern und quert 18 wasserführende Gräben. Die östliche Brücke über die Alte Süderelbe mit einer Spannweite von 100 Meter ist bis auf den Straßenbelag fertig gestellt.

Im Rohbau fertig ist ein 80 Meter langes über den Hakengraben führendes Brückenbauwerk sowie die 25 Meter lange Brücke über das Viersielener Schleusenfleet. Am westlichen Ende der Umgehungsstraße, entlang der Alten Süderelbe, haben Arbeiter die ersten Elemente der Sichtschutzwand am Rand des Naturschutzgebietes Finkenwerder montiert.

Beeinträchtigt werden die Baumaßnahmen seit Anfang Dezember 2011 durch die außergewöhnlich nassen Winterwochen. "Ein milder, aber nasser Winter beeinträchtigt Erdbauarbeiten genauso wie Frost und Eis", sagt Reinhard Stadie. Zuletzt sorgte das Sturmtief "Andrea" in den Marschlanden dafür, dass wegen der hohen Elbwasserstände nicht genug Wasser aus der alten Süderelbe ablaufen konnte. Der Wasserstand unmittelbar an der Trasse der Umgehungsstraße stieg am vorvergangenen Wochenende von 0 Zentimeter auf rund 90 Zentimeter über Normalnull. Zum Vergleich: Der höchste in den letzten sechs Jahren gemessene Wert an dieser Stelle lag Ende Januar 2007 bei 0,39 Zentimeter über Normalnull.

Bevor die Bauarbeiten im August 2009 begannen, waren jahrzehntelange Diskussionen vorausgegangen. Die Umgehungsstraße soll den 12 000 Bewohnern Ruhe und weniger Staus bringen; der Verkehr soll sich nicht mehr durch den Ortskern quälen.