Einbrecher hassen es, beobachtet zu werden. Rund 100 Einbrüche pro Jahr gibt es in der Region. Polizeiberater geben Sicherheitstipps.

Neu Wulmstorf. Günter Bornfleth parkt seinen Streifenwagen vor dem Seniorenheim an der Konrad-Adenauer-Straße in Neu Wulmstorf, steckt einen Packen Flugblätter in seine mit Spielzeugmäusen dekorierte graue Umhängetasche und macht sich auf den Weg durch die Gemeinde. Der 54-Jährige ist Präventionsbeauftragter der Polizei und erklärt tagtäglich Bürgern, wie sie ihre Wohnungen vor unliebsamen Gästen schützen können. Über Einbruchs-Prävention will er auch heute informieren und dabei Interesse wecken für eine Veranstaltung zu diesem Thema am Mittwochabend.

Das Thema ist in der Gemeinde im Nordwesten des Landkreises Harburg akut: Die Kriminalitätsstatistik verzeichnet jährlich rund 100 Wohnungseinbrüche . "In der Region sind verschiedene Tätergruppen unterwegs, die sich nur schwer im Kern schwächen lassen", sagt Uwe Hesebeck, Leiter der Polizeistation Neu Wulmstorf. Er freut sich zwar über vergleichsweise wenige Einbrüche während der vergangenen Monate. "Doch für jedes betroffene Opfer stellt ein Einbruch einen traumatischen Eingriff in die Privatsphäre dar", sagt er.

"Ich schließe mich noch heute jede Nacht im Schlafzimmer ein", sagt beispielsweise Renate Wendt. Die Seniorin erlebte vor etwa 15 Jahren eine böse Überraschung, als sie wie an jedem Morgen gegen acht Uhr die Treppe aus dem ersten Stock ihres zweigeschossigen Reihenhauses herunterging. Alle Schubladen der Wohnräume im Erdgeschoss waren aufgerissen. Der Inhalt lag wild durcheinander geworfen auf dem Boden. "Das war ein Schreck, den ich nie vergessen habe", sagt sie. Die lächerlich geringe Beute von 28 Mark verkraftete sie leichter.

Andere Einbruchsopfer schmerzt auch der finanzielle Schaden sehr. Nurgül Pakkiral zum Beispiel wurde bei einem Einbruch vor drei Jahren Gold im Wert von etwa 4000 Euro gestohlen. Besonders bitter: Es handelte sich dabei nicht um schnöde Barren, sondern um Münzen, die es nach türkischer Tradition als Geschenk zur Hochzeit und Geburt ihres Sohnes gegeben hatte. "Seitdem bin ich ein gebranntes Kind", sagt Pakkiral. "Ich bin aus Hamburg weggezogen und habe für unsere Wohnung in Neu Wulmstorf massive Sicherheitsschlösser gekauft."

Bürger können zudem sogenannte Pilzkopfverriegelungen nachrüsten, um Fenster und Terrassentüren sicherer zu machen. "Denn Einbrecher geben in der Regel nach drei bis fünf Minuten auf, wenn sie keinen schnellen Erfolg haben", sagt Günter Bornfleth. Hilfreich sei es außerdem, wenn Lampen und Bewegungsmelder im Garten einschlagsicher sind. Denn nur sehr abgebrühte Gauner lassen sich bei der Arbeit von potenziellen Zeugen beobachten. "Schlecht einsehbare Grundstücke sind im Gegenzug geradezu eine direkte Einladung für Einbrecher."

Der Polizist hört bei seiner Streife durch die Wohnsiedlung in der Nähe des Neu Wulmstorfer S-Bahnhofs aber auch sehr positive Beispiele für gute Nachbarschaften. "Wir haben in dieser Woche einmal nachts die Polizei angerufen", sagt Nicole Mayer, die Bornfleth bei einem Spaziergang antrifft. Ein Nachbarshund hatte so laut und energisch gekläfft, dass sie etwas Schlimmes befürchtete. Wie sich später herausstellte, handelte es sich zwar um einen Fehlalarm. "Es ist aber besser, die Polizei einmal zu viel zu rufen als einmal zu wenig", sagt Bornfleth.

"Die besten Wachhunde sind aufmerksame Nachbarn", sagt der Neu Wulmstorfer Polizist. "Wir brauchen die Mithilfe der Anwohner." In spätestens etwa zehn Minuten seien Beamte an Ort und Stelle, um die Situation zu prüfen. Nachbarn sollten sich gegenseitig informieren, wenn sie Urlaub machen und sich hin und wieder für ungewöhnliche Besucher in der Siedlung interessieren. "Einbrecher sind häufig in kleinen Gruppen in größeren Autos oder Lieferwagen unterwegs", sagt Bornfleth. Sobald sie angesprochen würden, flüchteten sie oft mit einer vorgeschobenen Begründung.

Mehr über die Situation in ihrem Ortsteil erfahren Bürger morgen Abend in der Aula der Hauptschule Neu Wulmstorf in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße 23. Eine zweite Infoveranstaltung von Polizei, Präventionsforum und Gemeindeverwaltung gibt es am Donnerstag in der Mehrzweckhalle Elstorf, Schwarzenberg 9. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, auf Wunsch kommen die Berater auch zu Hausbesuchen vorbei.