Die Gemeinde Seevetal plädiert für Nahversorgung in Ramelsloh

Ramelsloh. Nachdem der Landkreis Harburg einen Bebauungsplanvorentwurf zur Ansiedlung von zusätzlichem Einzelhandel in Ramelsloh abgelehnt hat, versucht die Gemeinde Seevetal jetzt auf informellem Weg, die Genehmigungsbehörde doch noch umzustimmen. Seevetals Bürgermeister Günter Schwarz (SPD) hat sich deshalb mit Landrat Joachim Bordt (FDP) im Kreishaus in Winsen zu einem Gespräch getroffen.

Im Gegensatz zum Landkreis Harburg sieht die Gemeinde Seevetal ihren eigenen Grundsatz, großflächigen Einzelhandel nur in den vier Ortschaften Fleestedt, Hittfeld, Maschen und Meckelfeld anzusiedeln, mit dem geplanten Nahversorgungszentrum in Ramelsloh nicht verletzt.

"Wir wollen kein fünftes Einkaufszentrum schaffen", erklärt Seevetals Bauabteilungsleiter Gerd Rexroth. Es werde kein "Kaufhaus auf der grünen Wiese" geben. Die Gemeinde Seevetal wolle nicht wie von der Genehmigungsbehörde behauptet von ihrem Vier-Zentren-Konzept abweichen. Seevetals Planer sprechen deshalb besänftigend von einem "4 plus 1"-Konzept. Das bedeutet: vier Einkaufszentren und ein Nahversorgungsstandort in Ramelsloh.

Auf einem Gelände zwischen Hörster Landstraße und den Sportplätzen in Ramelsloh will der große Knolle-Edeka-Markt anbauen.

Der Discounter Aldi möchte an den Standort ansiedeln und einen 900 Quadratmeter großen Markt eröffnen. Die Volksbank zieht es ebenfalls an diesen Standort, an dem die Sparkasse bereits eine Filiale betreibt.

Der Landkreis befürchtet, dass ein neu geschaffener Verbundstandort mit Edeka und Aldi die Attraktivität Ramelslohs so steigern könnte, das er Kaufkraft abziehen und die vier anderen Einkaufszentren Seevetals schwächen könnte. Eine von der Gemeinde in Auftrag gegebene Expertise ist aber zu dem Ergebnis gelangt, dass ein zusätzlicher Discounter keine Gefahr bedeuten würde. Allenfalls Geschäfte mit Non-Food-Artikeln könnten unerwünschte Folgen für das Einkaufsverhalten in Seevetal haben.

Der Vorentwurf für den Bebauungsplan sieht eine etwa 350 Meter lange Umfahrt des neu geschaffenen Nahversorgungsstandortes in Ramelsloh vor. Der Landkreis ist gegen diese sogenannte Bügelstraße. Für Seevetals Planer dagegen ist diese Umgehung unerlässlich. Umfahrt und Einzelhandelsausbau seien unzertrennbar miteinander verbunden. Ungelöst ist aber bisher die Frage, wer die Straße überhaupt finanzieren soll.

Karlheinz Wellbrock (SPD) aus Ohlendorf kann sich eine Mischfinanzierung von Gemeinde und Investoren vorstellen. Der Gemeinderatpolitiker macht sich für zusätzlichen Einzelhandel und die Bügelstraße stark. "Soll hier wirklich die Chance vertan werden, zukunftsweisend bebauen und gleichzeitig bestehende Probleme lösen zu können?", fragt er vorwurfsvoll.

Der Planentwurf der Gemeinde biete mehrere Vorteile: Ein Einkaufsstandort mitten in dem Doppelort Ramelsloh/Ohlendorf werde geschaffen, die viel befahrene Kreisstraße 9 entlastet und das Stauproblem an der Kreuzung nahe des Edeka-Marktes gelöst.

Die mittlerweile 4000 Einwohner des Doppelortes Ramelsloh/Ohlendorf hätten einen Anspruch auf zusätzlichen Einzelhandel und weitere Dienstleistungsbetriebe im Ortskern, meint Karlheinz Wellbrock, der auch dem Seevetaler Planungsausschuss angehört. "Vor allem ältere Leute hätten schon gerne eine Apotheke und einen Discounter im Ort", sagt er.

Der SPD-Politiker fordert den Landkreis Harburg auf, den Einkaufsstandort Ramelsloh möglich zu machen. Sonst könnte es passieren, dass der Eigentümer des benötigten Grundstücks "auf andere Ideen kommt" und zu langes Zögern die Chance auf Einzelhandel im Ramelsloher Ortskern zunichte mache.

Die Bevölkerung in Ramelsloh und Ohlendorf reagiere zunehmend ungehalten, sagt er. So formiere sich zurzeit eine Bürgerinitiative, die für zusätzliche Geschäfte kämpfen wolle.