Feuerwehr Estebrügge wurde wegen Überflutung alarmiert. Ursache ist Starkregen

Grünendeich/Jork/Estebrügge. Orkantief "Andrea" fegte in der Nacht zu Freitag über den Landkreis Stade. Die befürchtete Sturmflut an der Elbe und den Nebenflüssen ist zum Glück nicht eingetreten. Dennoch stiegen die Pegel an Elbe und Este um rund 1,25 Meter über Normal Null und verursachten heftige Überschwemmungen. Land unter hieß es am Lühe-Anleger nur in der Nacht. Dort entspannte sich die Hochwasserlage der Elbe bereits am Freitagvormittag.

Richtig schlimm war die Hochwassersituation an der Este. Der höchste Pegelstand der Este war um 2 Uhr morgens erreicht. Die Este, die bei Cranz in die Elbe fließt, überschwemmte zahlreiche Grundstücke. Um 4 Uhr, als der Wasserstand der Elbe es zuließ, konnte das Este-Sperrwerk zur Entlastung der Esteanrainer geöffnet werden. Dennoch waren in Estebrügge etliche Keller nass geworden. Extrem betroffen war der Estebrügger Außendeichbereich an der Buxtehuder Straße.

Im Wohnhaus von Erna Hey überfluteten die Wassermassen den Keller und verursachten einen enormen Schaden. "Alle technischen Geräte, Waschmaschine, Trockner und Herd sind kaputt. Die Kühltruhe kippte von den Wassermengen angehoben um und alle Lebensmittel sind unbrauchbar", sagt die Rentnerin. Und sie ist verzweifelt, weil die Versicherung solche Schäden nicht ersetzt. "Da haben schon meine Eltern und wir seit mehr als 100 Jahren bei der VGH Beiträge bezahlt und dann heißt es, solche Flutsachen, die in eine so genannte Elementarversicherung gehören würden, versichern wir nicht", sagt die Bewohnerin des Estebrügger Außendeichgeländes.

Kurz vor drei Uhr morgens wurde sie von der Alarmanlage der Drainagesysteme geweckt, die anzeigten, dass der Pegel bedrohlich stieg.

Die sofort alarmierte Feuerwehr hatte trotz schnellem Einsatz nur noch die Möglichkeit, die Wassermassen aus dem Kellerbereich zu pumpen und ihn mit Sandsäcken zu sichern. Mehr als einen Meter hoch stand das Wasser im Gebäude. "Das hatten wir zuletzt 2002", sagt Hey.

Das Problem sei jetzt, dass die durch Starkregen auflaufenden Wassermassen von der Geest bei gesperrten Fluttoren am Estesperrwerk in Cranz nicht in die Elbe abfließen können, so Stefan Heinrichs, Ortsbrandmeister in Estebrügge. "Auch die Deiche sind durch den anhaltenden Regen der vergangenen Tage so voll gesogen, dass durch den Druck der Este das Hochwasser im Bereich Estebrügge und Moorende bis auf die Straßen und in die Grundstücke sickerte", sagt Heinrichs.

Rund sieben Stunden waren 60 Einsatzkräfte bei Erna Hey, um das Gebäude vor weiteren Schäden zu sichern. "Wir hoffen nun, dass es in den kommenden Tagen nicht wieder so heftig regnet. Wir haben mit Sandsäcken an den gefährdeten Stellen vorgesorgt und unsere Sandlager sind gefüllt", sagt Estebrügges Ortsbrandmeister.

Jürgen Holländer von der Estebrügger Feuerwehr würde sich für die Zukunft eine große Pumpstation wünschen, die bei solchen Hochwasserlagen und gesperrtem Sperrwerkstor in Cranz die Wassermassen in die Elbe abpumpen. Die derzeit im Einsatz befindlichen Polderpumpen schaffen es nicht, in solchen Extremfällen alle Gräben und Wettern zu entlasten, sagt Stefan Heinrichs.

Seit Anfang Dezember können am Cranzer Sperrwerk nur noch die äußeren Fluttore vollständig betätigt werden. Eines der inneren Tore ist defekt und klemmt aus bislang noch ungeklärter Ursache.

Dennoch sei der Hochwasserschutz durch das intakte elbseitige Tor gewährleistet, so die Sprecherin der Hamburg Porth Authority (HPA), Karin Lengenfelder. Wann das defekte Tor repariert werden kann, ist noch unklar. Offen sei zudem, ob für den Ausbau des Tores ein Schwimmkran aus den Niederlanden geordert werden müsse. In diesem Fall könne sich die Sperrung noch Wochen hinziehen.

"Andrea" war in diesem Jahr das erste Sturmtief und löste "Ulli", das letzte Tief des vergangenen Jahres, ab. In diesem Jahr werden die Tiefs alle mit weiblichen Namen registriert.