Eine Glosse von Frank Adrian

Es gibt sie noch, die Leute, die manchmal ausführliche Selbstgespräche führen. Getarnt zwischen den in der Öffentlichkeit emsig redenden Telefonierern mit Handys, fallen sie nur nicht mehr auf. Vielleicht tun auch manche nur so, als würden sie telefonieren, um sich unauffällig mit sich selbst zu unterhalten.

Wir alle führen wohl gelegentlich mal kurze Selbstgespräche. Gestern habe ich ein Bücherbord zusammengeschraubt. Dabei habe ich die eine wichtige Schraube, die alles zusammenhalten soll, aber nicht passt, heftig beschimpft. Da allgemein bekannt ist, dass Schrauben keine Gesprächspartner sein können, war das auch ein Selbstgespräch.

Nach neuesten Erkenntnissen amerikanischer Psychologen sollen Leute, die sich regelmäßig mit ihrem Ich besprechen, seltener unüberlegte Entscheidungen treffen. Nun könnte man boshaft behaupten, dass es nach ausführlichen Selbstgesprächen ohnehin für alle Entscheidungen zu spät ist, auch für gut überlegte. Ich sollte den Dialog mit mir selbst auch mal versuchen. Ich kenne mich verhältnismäßig gut und werde auch im längeren kritischen Gespräch mit mir selbst höchst selten anderer Meinung sein. Und wenn es tatsächlich mal vorkommen sollte, werde ich vorsichtig und höflich argumentieren.

Schon Cicero, Staatsmann, geschätzter Redner und Schriftsteller im alten Rom, soll gesagt haben: "Gibt es etwas Beglückenderes, als einen Menschen zu kennen, mit dem man sprechen kann wie mit sich selbst?"