Das Einkaufszentrum Harburg Arcaden ist durch einen Stromausfall für 77 Minuten lahmgelegt worden. Defektes Stromkabel sei schuld gewesen.

Harburg. Die mehr als 40 Geschäfte und Arztpraxen in der Einkaufspassage Harburg Arcaden waren gestern 77 Minuten lang ohne Strom. Die Ursache für den Ausfall, der nach Angaben des Energieversorgers Vattenfall von 12.08 bis 13.25 Uhr dauerte, war ein defektes 10 000-Volt-Stromkabel "irgendwo unter dem Schlossmühlendamm". Das defekte Kabelteil soll in den nächsten Tagen gefunden, ausgegraben und ausgetauscht werden. Die Harburg Arcaden erhielten wieder Strom, weil Techniker des Stromversorgers die Versorgung auf eine andere Leitung umgeleitet haben. Laut Vattenfall-Pressesprecher Stefan Kleimeier war auch das Harburger Cinemaxx-Kino von dem Stromausfall zur Mittagszeit betroffen.

Montag, 12.08 Uhr: Am ersten Geschäftstag im neuen Jahr geht plötzlich nichts mehr in dem Shoppingpassage zwischen Fußgängerzone und Rathaus. Die Kassen in den Geschäften funktionieren nicht mehr. Die Herdplatten beim asiatischen Imbiss "Thai Food" und bei McDonald's kühlen herunter. Die Rolltreppen bleiben stehen. Nur die Notbeleuchtung spendet noch Licht.

Das Centermanagement informiert die Geschäftsleute und Kunden über die Lautsprecheranlage: Etwa zwei Stunden, so heißt es, werde es dauern, bis Vattenfall die Stromversorgung wieder hergestellt haben wird. Das Personal in den Geschäften beginnt damit, die Glastüten zuzuziehen und die Läden vorübergehend zu schließen.

"Ich gehe meine Mutter besuchen. Die wohnt hier ganz in der Nähe", sagt eine Mitarbeitern der Dessous-Boutique Hunkemöller, wie sie die Zwangspause überbrücken wird. Für Alexandra Albat, Filialleiterin der Buchhandlung Wohlthat/Jokers, ist der Heimweg zu weit. "Der Stromausfall kostet ordentlich Umsatz", sagt sie. Das Kalendergeschäft laufe gerade sehr gut.

Mit trauriger Miene blickt der Mitarbeiter hinter dem Tresen des Eiscafés Ciprian zu seinen Eistöpfen. Die 24 Töpfe leckeres Speiseeis wird er wohl wegwerfen müssen, sagt er. Etwa eine Stunde könne das Eis ohne Kühlung "überleben". Ein Wettlauf gegen die Zeit also.

Nichts geht mehr? Alle Geschäfte dicht? Nicht ganz, in der Telekom-Filiale und in der Arcaden Apotheke brennt hell das Licht. Und auch die elektronischen Kassen funktionieren. Nur für fünf Minuten sei der Strom weg gewesen, sagt Apotheken-Mitarbeiterin Gudrun Bleiziffer. Die Apotheke habe ein zusätzliches Stromaggregat" erklärt Centermanagerin Angelika Heiroth.

Kein lautes Wort fällt in der Shoppingmall. Pöbeleien bleiben aus. Die Kunden schauen sich gelassen den Ausnahmezustand an. Die Einkaufspasse wird eine Art Touristenattraktion. "Unsere Mieter reagieren nicht verärgert", sagt die junge Centermanagerin, die sich sofort vor den Geschäften zeigt. "Sie wissen, dass es höhere Gewalt ist." Im Fahrstuhl sei niemand stecken geblieben.

Neben der Gastronomie sind vor allem die Arztpraxen im Haus hart von dem Stromausfall betroffen. Die drei Mitarbeiterinnen am Empfang des Kernspinzentrums Dr. Grützediek sagen Termine ab und müssen Patienten besänftigen, die von weit her angereist sind. "Zu uns kommen Menschen aus Lüneburg oder Uelzen", sagt Christel Schürmann. Für die Patienten sei der Stromausfall nicht schön, fügt sie noch hinzu. Schließlich kämen sie, weil sie sich Hilfe erhoffen. Nicht alles steht still in der Facharztpraxis. Das Röntgengerät funktioniert noch.

Die Zufahrt in das Arcaden-Parkhaus ist versperrt. Autofahrer, die hineinfahren wollen, sind wegen der rot-weißen Absperrung irritiert und drehen erst nach einigem Zögern ab. Höhere Parkgebühren fallen wegen der Zwangspause nicht an. Techniker haben die Schranke hochgestellt. Jeder, der möchte, kann das Parkhaus mit seinem Auto verlassen.

In der Filiale der Bäckerei "Dat Backhus" läuft das Geschäft provisorisch weiter. Zwei Mitarbeiterinnen haben in einer Plastikschüssel eine Wechselgeldkasse angelegt und notieren auf einer Liste jeden Laib Brot und jedes Stück Kuchen, das sie verkaufen. Wie früher beim Kaufmann. Eine Kundin reicht einen Geldschein zur Bezahlung. "Wenn Sie es passend hätten, wäre es mir lieber", entgegnet die Bäckereiverkäuferin.

Der Ausfall zeigt, wie abhängig heute jeder von Strom ist. Nach 77 Minuten endlich die Erlösung: der Strom ist wieder da.