Kalle, das monströs große Haustier meiner Freundin Tanja, war einer der besten Kater der Welt. Er wog ungefähr zwölf Kilogramm und war grundsätzlich schlecht gelaunt. Dazu war er dickköpfig im wörtlichen wie übertragenem Sinn.

Wenn er etwas wollte, ging er ins Bad, sprang auf den Spülkasten und drückte so lange die Klospülung, bis er es bekam.

Seine Krallen waren so überproportional riesig wie das ganze Tier, seine Pfoten glichen Löwenpranken.

Zum Glück hatte er das Gemüt eines Yogis. Wenn Lena, Tanjas 18 Monate alte Tochter, ihn ins Fell kniff, am Schwanz zog oder ein Ohr umkrempelte blieb er die Ruhe in Person. Seine ohnehin schlechte Laune verfinsterte sich leicht, aber nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, seine Pranken zu benutzen. Dazu war er viel zu faul.

Kalle wurde stolze 19 Jahre alt und starb an Lenas fünften Geburtstag. Sie war sehr traurig, aber nur kurz, denn sie hatte gerade zwei neue Meerschweinchen geschenkt bekommen. Tanja vermisste ihren ollen Kater sehr und weinte einige Wochen um ihn. Ich wähne ihn im Katzenhimmel, falls es den gibt. Denn Kalle war einer der besten Kater der Welt.