FDP bringt Antrag zur Jugendkriminalität in die Bezirksversammlung ein

Harburg. Nur das beherzte Eingreifen mutiger Harburger konnte vermutlich noch Schlimmeres verhindern: Wie jetzt bekannt wurde, haben die beiden 17 und 18 Jahre alten Jugendlichen, die, wie berichtet, am Sonnabend, 5. Juni, am Tunneldurchgang zum Karnapp einen 42-jährigen, körperbehinderten Radler zusammenschlugen, drei weitere Passanten geschlagen und getreten. Zeugen stoppten die beiden Schläger und riefen die Polizei. Das 42-jährige Opfer erlitt Gesichtsfrakturen, ist immer noch im Krankenhaus.

Immer wieder sind es junge Harburger, meist mit Migrationshintergrund, die gewalttätig werden. Diese bedenkliche Kriminalitätsentwicklung und ein mögliches Instrument zum Gegensteuern werden die Abgeordneten in der Bezirksversammlung, die am Dienstag, 22. Juni, ab 17.30 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses stattfindet, diskutieren.

Denn Harburgs Liberale bringen einen Antrag ein, nachdem sich die Bezirksversammlung doch dafür einsetzen solle, jugendliche Intensivtäter mit dem Einsatz des sogenannten Bergedorfer Modells zu stoppen. Olof Masch, Jugendrichter am Bergedorfer Amtsgericht hat es entwickelt: Der Bezirk Bergedorf hat in Absprache mit allen Parteien des Bezirksparlaments die Strafverfolgung auffälliger Jugendlicher deutlich beschleunigt, indem nicht mehr nur das Jugendrecht, sondern auch das Familienrecht angewendet wird. Hierbei wird ein Betreuer eingesetzt, der eine kriminelle Karriere verhindern soll und gleichzeitig auch Einblicke in die Familienverhältnisse des Jugendlichen erhält.

Wird ausschließlich Jugendrecht angewendet, dauert es nach einer Tat nicht selten bis zu sieben Monate, bis es zu einer Verhandlung kommt. Für Olof Masch zu langwierig. Erzieherische Maßnahmen müssten zeitnah zur Tat erfolgen, das sei mit dem Bergedorfer Modell möglich, so Masch.

Die Statistik scheint dem Jugendrichter recht zu geben: Mit "seinem" Verfahren konnte in Bergedorf in den Jahren 2008 und 2009 die Zahl der angeklagten Gewalttäter im Alter von 14 bis 21 Jahren um 15 Prozent gesenkt werden. Diese Handlungsoption, so Immo von Eitzen, FDP-Abgeordneter in der Bezirksversammlung, sollte es auch für Harburger Amtsrichter geben. Wünschenswert sei es außerdem, in Harburg ebenfalls eine ausführlichere Kriminalitätsstatistik anzulegen, die Informationen über die Lebensverhältnisse der jungen Täter gibt.

Auch die SPD plädiert dafür, modernere Konzepte gegen gewaltbereite Jugendliche umzusetzen. "Es zeigt sich jetzt, dass die Handlungsoptionen, die wir gegenwärtig haben, alles andere als abschreckend auf diese Schläger wirken", so Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung.

Näheren Aufschluss über die Harburger Verbrechensquote erhalten die Politiker indes erst am Mittwoch, 23. Juni. Dann tagt der Ausschuss für Inneres und Bürgerservice im Rathaus (Raum 118, 18 Uhr).

Während der Sitzung wird ein Beamter des Harburger Polizeikommissariates über die Kriminalitätsstatistik 2009 berichten.