CDU Harburg will verbesserte Videoüberwachung prüfen lassen

Harburg. Viele Bürger sind schockiert über die aktuelle Gewalteskalation in Harburg. Der 53-jährige Orhan J., der am Bahnhof mit schweren Stichverletzungen aufgefunden worden war, hat inzwischen zugegeben, sich die Verletzungen selbst zugefügt zu haben. Er soll auch seinen 50 Jahre alten Mitbewohner ermordet und zerstückelt haben. Die Polizei fand weitere Leichenteile in Buchholz. Wie die Polizei mitteilt, befindet sich der körperbehinderte Radfahrer, der, wie berichtet, am Sonntag im Tunnel an der Neuen Straße von zwei alkoholisierten Jugendlichen überfallen worden ist, immer noch auf der Intensivstation. "Er wird erneut operiert, hat Frakturen im Gesicht erlitten", sagt eine Polizeisprecherin.

Die Mitglieder der Harburger Sicherheitskonferenz (Siko) wollen die Gewaltspirale in Harburg aufhalten. Jürgen Heimath (SPD): "Es ist bekannt, dass laut Kriminalitätsstatistik die Zahl der Körperverletzungsdelikte gegenüber 2008 um 18,3 Prozent gestiegen sind. Haupttäter sind Jugendliche, Heranwachsende und sogar in ein paar Einzelfällen Kinder." Das Risiko, in Harburg Opfer einer Gewalttat zu werden, ist hoch, so Heimath. Die Qualität der Taten habe sich außerdem verschlimmert. "Es wird härter zugeschlagen." Das seien alles Erkenntnisse, die nicht neu wären. Es fehle an einer adäquaten Reaktion.

Er fordert daher zeitgemäße Konzepte gegen Gewaltverbrecher - und die Rückkehr jener sechs Polizeibeamten, die nach Auflösung der Präsenzgruppe in Harburg an Hamburger Polizeiwachen ausgeliehen werden mussten und immer noch nicht wieder ins Harburger Polizeikommissariat zurückgekehrt sind.

Ralf Dieter Fischer (CDU) ebenso Mitglied der Siko, plädiert für Maßnahmen gegen jugendliche Täter. "Sozialarbeiter und Mitarbeiter des Jugendamtes dürfen nicht erst dann tätig werden und kriminelle Jugendliche betreuen, wenn sie folgenreiche Gewalttaten angerichtet haben." Hierbei sollte der Fokus auf "gute, sinnvolle Präventionsarbeit" liegen. Dazu gehöre es ebenso, Polizei und Jugendamt stärker zu vernetzen. Auf diese Art würden auch strafrechtlich auffällige Kinder und deren Familien nicht einfach durchs Raster fallen.

Jugendliche Schläger sollten außerdem schneller vor Gericht gestellt werden. "Es hat keinen Effekt auf die jungen Schläger, wenn sie erst ein halbes Jahr auf ihr Verfahren warten. Das halten die für Schwäche." Eile sei auch beim Thema aufsuchende Sozialarbeit für die Trinkerszene geboten. Wie berichtet, sollen Sozialarbeiter Alkoholabhängige in Harburg dazu motivieren, etwas an ihrer Situation zu ändern - auch dieses Vorhaben soll ein Instrument sein, um Verelendungs- und Kriminalisierungsprozesse aufzuhalten. "Politische Beschlüsse zum Thema Sicherheit müssen dringend schneller umgesetzt werden, dann kann man auch sinnvoll auf alle aktuellen Entwicklungen reagieren."

Ein weiterer Schwerpunkt: Videoüberwachung. "Wir wollen prüfen lassen, in welchen Bereichen wir Kameras aufstellen lassen können, ohne verfassungsrechtliche Vorgaben zu verletzen", sagt Fischer.