“Auf dich habe ich gewartet!“ Die Situation in der Fußgängerzone neulich glich einem Überfall.

Hinterrücks, lautstark und vollkommen unerwartet, und dementsprechend reagierte ich auch: "Ich auf dich gar nicht."

Es war zwar keine Vorweihnachtszeit, es hatte jüngst keine medienwirksame Naturkatastrophe am anderen Ende der Welt gegeben, aber trotzdem: Begibt man sich in eine städtische Fußgängerzone, sind die Stände von Hilfsorganisationen sämtlicher Couleur meist nicht weit. Und dort tun sie das, was sie immer tun: Barrieren bauen.

Mit bemerkenswertem Geschick stellen sich die Akquisebeauftragten so auf, dass auf der jeweiligen Straßenseite zwischen Ladeneingang und Bürgersteigkante, zwischen Fußgängerampel und Briefkasten quasi kein Quadratzentimeter Platz zur geschicktem Umgehung der Blockadevorrichtung bleibt. Gelingt das Abfangen trotz alledem einmal nicht, kommen sie einem eben hinterher gesprintet - so wie in der oben beschriebenen Situation.

Und da steht man dann - einem in der Regel mit überschwänglicher Gestik und Mimik garnierten Redeschwall weitestgehend hilflos ausgeliefert: "Haben Sie Haustiere?" - "Dass Kinder verhungern finden Sie doch auch nicht gut, oder?" - "Wer hat noch nicht, wer will noch mal?" Selbige Intros sorgen, in all ihrem Variantenreichtum von platt-emotionalisierend bis sinnfrei, zuverlässig dafür, dass man sich für den in den meisten Fällen tatsächlich "guten Zweck" hinter der Aktion von vornherein nicht interessiert - zunächst dominiert nämlich der reine Fluchtgedanke; gelingt einem das nicht, geht das Ganze rasch in einen stillen Groll über, geprägt von folgender Frage: Wieso werde ich hier nicht wie eine mündige Person behandelt?